Stefano della Bella
Fünf Studien von Rüstungen
In Stefano della Bellas graphischem Œuvre finden sich zahlreiche Darstellungen von Rittern in schweren Rüstungen. Sie treten sehr selten als Hauptpersonen, sondern zumeist als Staffage- oder Randfiguren von komplexen Kompositionen auf. Dabei handelt es sich größtenteils um Darstellungen von Festlichkeiten an den fürstlichen Höfen, vor allem der Medici. Vereinzelt beschäftigten della Bella auch die Darstellungen von Herrschern in Ritterrüstung, so etwa im Zusammenhang mit dem für Ludwig XIV. entworfenen Kartenspiel.
Vor diesem Hintergrund ist die Anzahl überlieferter Zeichnungen mit Rüstungen auffallend gering. Gut vergleichbar mit dem Hamburger Blatt ist eine Federzeichnung in München, auf der della Bella insgesamt fünf Helme und Teile einer Rüstung studiert.(Anm 1) Auf Zeichnungen in Berlin sind ebenfalls Helme dargestellt, doch geht es della Bella dort hauptsächlich um die Darstellung des reichen Federschmucks.(Anm. 2) Komplette Rüstungen zeigen z. B. lavierte Studien für die Darstellungen der Herrscher von Clovis, Karl dem Großen und Karl V. für das Kartenspiel für Ludwig XIV. im Louvre.(Anm. 3)
Della Bella hat seine Studien für Rüstungen in ganz unterschiedlichen Techniken ausgeführt. Eine Zuschreibung des Hamburger Blattes erscheint daher durchaus vertretbar, auch wenn eine Art Musterbuchblatt in Kreide für ihn ungewöhnlich ist. Für della Bella spricht letztlich auch die Qualität der Zeichnung. Deutlich weniger gekonnt ist etwa ein Blatt mit Helmstudien, das Filippo Napoletano zugeschrieben wird.(Anm. 4)
Ehemals della Bella zugeordnet war eine Zeichnung mit zwei Helmstudien in der Biblioteca Marucelliana in Florenz (Anm. 5). Im Vergleich zu den Helmen auf dem Hamburger Blatt wirken die beiden mit roter Kreide gezeichneten Helme etwas trocken und im Volumen weniger präsent.
David Klemm
1 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1918:224, S. 62.
2 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/47 und 2404/48.
3 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 368; vgl. Viatte 1974, S. 251.
4 Lille, Palais des Beaux-Arts, Inv.-Nr. 2307, Inv.-Nr. 2308; vgl. Marco Chiarini: Teodoro Filippo di Liagno detto Filippo Napoletano 1589-1626. Vita e opere, Florenz 2007, S. 213, Abb. 189 sowie S. 398–399, Nr. 233, 234.
5 Florenz, Biblioteca Marucelliana, Inv.-Nr. Vol. D. 145. Marco Chiarini hat die Blätter Filippo Napoletano zugeordnet; vgl. Chiarini 2007, S. 364, Nr. 150.