Anonym (niederländisch, 17. Jh.), Zeichner

Sitzender Hellebardier

Die Recto-Zeichnung wirkt stilistisch heterogen mit den fein schwingenden, suchend einander überlagernden Konturen und der körperlos-harten Schraffur. Recht hölzern wirkt der linke Arm des sitzenden, wohl auf eine Hellebarde gestützten Mannes. Die Gesichtszüge bleiben seltsam unbestimmt. Auf der Verso-Skizze liegt der Schwerpunkt diametral entgegengesetzt auf Gesicht und Händen, die, ebenso wie der Oberkörper, sorgfältiger modelliert wurden. Hier ist der Körper auch besser im Raum verankert durch die ihn links hinterfangende Schraffur, die als kontrastierende Fläche seine Plastizität hervorhebt. Die Verso-Studie wirkt somit überzeugender als das Recto; fast möchte man meinen, es handele sich um das Werk zweier unterschiedlicher Hände, wenn sich rückseitig nicht ebenfalls nachlässig und fahrig gezeichnete Partien beobachten ließen in der Wiedergabe von Hüfttuch und Beinen.
Eine Bestimmung dieser Zeichnung steht bislang aus. Der rückseitige Verweis auf Frans Snijders dokumentiert die ehemalige Zuordnung des Blattes in der Sammlung von der Hellen. Zu diesem Künstler fehlt jedoch der thematische und stilistische Bezug. Allenfalls kann flämischer Entstehungskontext vorausgesetzt werden. Diese Ansicht wurde auch von Jan Kosten vertreten, während Peter Schatborn eine Entstehung in Holland in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts für wahrscheinlicher hielt.(Anm.1)

Annemarie Stefes

1 Jan Kosten, RKD, mündliche Mitteilung vom 1. 10. 2008 auf Grundlage einer Digitalphotographie; Peter Schatborn, mündliche Mitteilung vom 23. 2. 2008 nach Ansicht des Originals.

Details about this work

Schwarze und weiße Kreide auf blaugrauem Papier 262mm x 203mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-659 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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