Francesco Casanova, zugeschrieben, Zeichner
Nächtliche Szene auf einem Schlachtfeld
Die effektvolle Zeichnung weist eine alte Zuschreibung an Francesco Casanova auf, doch lässt sich das Blatt nur schwer mit den bislang bekannten Zeichnungen des Künstlers verbinden.(Anm. 1) Casanova zeichnet zumeist detaillierter und mit feinerem Pinsel. Die auf dem Hamburger Blatt erkennbare abstrahierende Figurendarstellung und mystische Gesamtstimmung finden sich bei ihm höchst selten. Ansatzweise vergleichbar erscheint eine Zeichnung mit einer „Rast der Hirten“ in Wien, die in ähnlicher Technik ausgeführt ist.(Anm. 2) Allerdings ist dort die Figurendarstellung kleinteiliger angelegt. Marco Chiarini hat die Autorschaft ohne Zögern bejaht (Anm. 3), während Veronika Birke die italienische Herkunft prinzipiell anzweifelt und aufgrund der besonderen Stimmung des Blattes sogar eine englische Herkunft für möglich hält.(Anm. 4)
Schwer zu deuten ist das Thema der Darstellung. Vielleicht handelt es sich um den Ritt eines Feldherrn über das mit toten Körpern übersäte Schlachtfeld bei Nacht. Ein derartiges Sujet verweist stärker ins 19. als ins 18. Jahrhundert und nährt die Zweifel an der Autorschaft Casanovas. Dennoch soll die alte Zuschreibung hier – auch mangels einer alternativen Zuweisung – unter Vorbehalt beibehalten werden.
David Klemm
1 Zweifel an der alten Zuschreibung wurden bereits per anonymer Notiz auf einer Karteikarte im Archiv des Kabinetts geäußert. Von Casanova sind bislang wenig Blätter publiziert worden. Vgl. Brigitte Kuhn-Forte: Der Landschafts- und Schlachtenmaler Francesco Casanova (1727-1803), in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 27, 1984, S. 89-118, S. 89–119.
2 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 1919; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. II (Inv. 1201-2400), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 34, Wien, Köln, Weimar 1994, S. 1009.
3 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 27. 3. 2008.
4 Mitteilung per E-Mail auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 10. 1. 2008.