Hendrik Kobell, Zeichner

Hafen und Werft auf der Insel Onrust, 1778

1779 stach Matthias de Sallieth eine Folge von „Zes Oost-Indische Gezigten“ nach Entwürfen des Hendrik Kobell. Dabei handelt es sich um Ansichten des holländischen Außenpostens Batavia, dem heutigen Jakarta auf der Insel Java.
Die Hamburger Kunsthalle besitzt zwei dieser Entwürfe (vgl. Inv.-Nr. 1963-262); zwei weitere Vorzeichnungen werden in Amsterdam verwahrt.(Anm.1) Auf Inv.-Nr. 1963-261 ist die vorgelagerte Insel Onrust (“Unruhe“) – das heutige Pulo Kapal – dargestellt, mit der von James Cook gerühmten Schiffswerft und den 1800 von den Engländern zerstörten Befestigungsanlagen. Eine Windmühle verleiht der Szenerie holländisches Flair, und auch die Architektur der übrigen Gebäude spiegelt Geschmack und Tradition der Kolonialherren.
Die Sallieth-Stiche tragen die Bezeichnung „naar ’t leven getekend“ (“nach dem Leben gezeichnet“), doch kann sich dies allenfalls auf eine unbekannte Vorlage beziehen, denn eine Reise des Künstlers in das niederländische Kolonialgebiet ist nicht bekannt (siehe auch Inv.-Nr. 1963-262). Schon die Haarlemer Autoren Van Eijnden/Van der Willigen berichteten im Jahre 1817, dass sich Kobell für seine exotischen Landschaften an den Skizzen anderer Künstler orientierte.(Anm.2) Vielleicht kannte Kobell das 1699 datierte Gemälde Ludolf Backhuysens, auf das sich seine Komposition in einzelnen Elementen bezieht.(Anm.3)
1805 wurde der seitengleich ausgerichtet Stich De Sallieths, gemeinsam mit einer Ansicht der „Reede von Batavia“, im „Atlas van de Zeehavens der Bataafsche Republiek“ (1805) des Cornelis van der Aa publiziert, ebenso wie die gestochene Fassung zu Dirk de Jongs „Hafen von Hellevoetsluis“ (Inv.-Nr. 1963-222).

Annemarie Stefes

1 „Der Gouverneurspalast von Batavia“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-FM-74 (Feder und Pinsel, 179 x 288 mm), auf dem Verso bezeichnet: „Het Gouverneurshuis te Batavia“; „Das Schloss von Batavia, vom Zimmermannsplatz aus gesehen“, ebd., Inv.-Nr. RP-T-FM-75 (Feder und Pinsel, 179 x 288 mm), auf dem Verso bezeichnet „Casteel te Batavia van den Houtkrap te zien“.
2 Roeland van Eijnden, Adriaan van der Willigen: Geschiedenis der vaderlandsche Schilderkunst, sedert de helft der XVIII eeuw, 4 Bde., Haarlem 1816-40, Bd. 2, S. 374–375.
3 Greenwich, National Maritime Museum, Inv.-Nr. BHC1767. Zu diesem Gemälde existiert eine Abraham Storck zugeschriebene Zweitfassung in Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-739; eine weitere, ebenfalls Storck zugeschriebene Fassung wird im Historischen Museum Amsterdam verwahrt, Inv.-Nr. SB 5820.

Details about this work

Pinsel in Grau über Graphit; Einfassungslinien (Feder in Braun) 181mm x 291mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-261 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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