Wolfgang Kilian, Zeichner

Apoll und Ceres mit zwei Amoretten, 1605

Die Zeichnung entstand laut Inschrift 1605 in Venedig, wo Kilian neben Rom, Mailand und Mantua während seines italienischen Aufenthaltes von 1604 bis 1608 lebte. Die Darstellung zeigt Apoll und Ceres eng umschlungen auf einer Rasenbank sitzend. Die Licht- und Strahlenaureole hinter den Figuren sowie der Wolkenkranz verdeutlichen die überirdische Sphäre, während die Landschaft im Hintergrund, vor allem aber das von den Putten getragene Füllhorn, auf das Irdische verweisen. Auffallend sind die betonten Konturlinien sowie die ausgeprägte Licht- und Schattenführung zur plastischen Modellierung der Körper. Beides zusammen deutet darauf hin, dass es sich bei dem Blatt um die Vorstudie für einen Stich handelt. Unklar bleibt jedoch, welche Vorlage der Zeichnung zu Grunde liegt. In Komposition und Bildaufbau erinnert die Darstellung an Werke von Joseph Heintz. Vergleichbar ist etwa die Allegorie „Venus und Cupido mit Amoretten“, die 1607 von Lucas Kilian in einem Stich umgesetzt wurde.(Anm.1) Stilistisch finden sich jedoch wenig Gemeinsamkeiten mit Heintz. Ebenso wenig ist ein oberitalienisches Vorbild vorstellbar, obgleich dies wegen der Entstehungszeit nahe liegen würde.
Von Wolfgang Kilian sind im Vergleich zu seinem Bruder Lucas nur wenige Zeichnungen überliefert.(Anm.2) Die Hamburger Allegorie gehört zu den frühesten bekannten Federzeichnungen des Künstlers. In der teils starren und ungelenken Wiedergabe der Figuren weist das Blatt noch eindeutige Schwächen auf. Die späteren Zeichnungen zeigen dagegen eine größere Freiheit und Sicherheit in der Darstellung.(Anm.3)
Die Signatur am unteren Rand des Blattes stimmt mit den bekannten eigenhändigen Signaturen überein.(Anm. 4) An der Autorschaft Kilians dürfte daher kein Zweifel bestehen.

Petra Roettig

1 Vgl. Jürgen Zimmer: Joseph Heintz der Ältere als Maler, Weißenhorn 1971, S. 138, Nr. B 10, Abb. 106.
2 Vgl. die Auflistung in Ausst.-Kat. Augsburg 1968, S. 212–213, bei Nr. 264; bekannt ist ferner eine „Liebesallegorie“ von 1651, Augsburg, Städtische Kunstsammlungen, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1993/1, vgl. Gode Krämer, in: Augsburger Museumsschriften 11, Augsburg 2001, S. 178, Nr. 86, Abb.
3 Vgl. die „Hl. Familie“ nach Joseph Heintz von 1639, Wien, Albertina, Inv.-Nr. D 415, vgl. Hans Tietze, Erika Tietze-Conrat, Otto Benesch, Karl Garzarolli-Thurnlackh: Die Zeichnungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizismus. Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bd. IV, hrsg. v. Alfred Stix, Wien 1933, S. 52, Nr. 415, Abb.; und das „Selbstbildnis“, um 1640, Weimar, Goethemuseum, Inv.-Nr. Schuchardt I, S. 270, Nr. 381, Abb., vgl. Der Sammler und die Seinigen. Handzeichnungen aus Goethes Besitz, Ausst.-Kat. Weimar 1999, S. 96–98, Nr. 29, Abb.
4 Vgl. die Signaturen auf der Zeichnung „König David, Harfe spielend“, 1624, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, KdZ 10591, vgl. Elfried Bock: Staatliche Museen zu Berlin: Die deutschen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Berlin 1921, S. 200, auf der Wiener Zeichnung (Anm. 3) sowie auf der Augsburger Zeichnung (Anm. 2).

Details about this work

Feder und Pinsel in Braun, mit weißen Deckfarben gehöht 187mm x 148mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1963-229 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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