nach Egisto Rossi, Zeichner
Antonio Canova, Zeichner
Stehender männlicher Akt, vor 1899
Michael Venator wies dankenswerterweise darauf hin, dass es sich bei dem Blatt um ein typisches Beispiel für Arbeiten des Fälschers Egisto Rossi handelt. (E-Mail vom 6.4.2021). Der von D. Klemm 2009 geäußerte zwiespältige Eindruck der Zeichnung findet darin eine schlüssige Erklärung (s.u.).
Zudem weist das Blatt eindeutige Provenienzen auf, die z. T. ebenfalls in betrügerischer Absicht verwendet wurden.
D. Klemm, 7.4.2021
Text aus dem Bestandskatalog 2009:
Die Zeichnung entspricht prinzipiell einem Typus von Aktstudien, der sich für Antonio Canova nachweisen lässt. So bewahrt das Museum in Bassano zahlreiche Studien dieser Art.(Anm.1) Stets handelt es sich wie beim Hamburger Blatt um Einzelfiguren, die in verschiedenen Posen gezeigt werden. Ein charakteristischer Zug ist zudem, wie das männliche Geschlecht zumeist durch schräge Schraffuren andeutungsweise verdeckt wird. Trotz dieser Übereinstimmungen wirkt das Hamburger Blatt unterschiedlich. Es erreicht nicht die feine Modellierung der Blätter in Bassano, auch erscheinen manche Details – so der stark hervorgehobene Brustbereich und die relativ großen Brustwarzen – eher untypisch für Canova. Bemerkenswert ist auch, dass die Blätter in Bassano deutlich größer sind. Eine Zuschreibung an Canova erscheint daher sehr fraglich, eine Einordnung in den Umkreis jedoch sinnvoll. In diesem Sinne äußerte sich auch Elena Bassi, die eine Entstehung um 1820 annimmt.(Anm.2)
Den etwas zwiespältigen Gesamteindruck des Blattes verstärken die drei Sammlerstempel, die – was sehr ungewöhnlich ist – allesamt bislang nicht nachweisbar sind.
David Klemm
1 Bassano, Museo Civico, Album D 1: „Accademie […] a penna […] dal nudo virile“ in: Disegni di Canova del Museo di Bassano, bearb. v. Giulio Carlo Argan; Franco Barbieri; Fernando Rigon, Ausst.-Kat. Rom, Pinacoteca Capitolina, Bassano del Grappa, Museo Civico, Mailand 1982, Nr. 79–90. Die Blätter in Bassano sind 1793–1807 datiert.
2 Laut Schreiben von Alessandro Bettagno im Archiv des Kupferstichkabinetts.