Johannes Riepenhausen, Zeichner

Der junge Raffael versucht sich unter der Anleitung seines Vaters im Malen, um 1833/35 (?)

Diese bislang lediglich in der Dissertation von Petra Kuhlmann-Hodick erwähnte, aber dort nicht abgebildete Zeichnung von Johannes Riepenhausen (Anm. 1), zeigt den jungen Raffael, wie er in der Werkstatt seines Vaters Giovanni Santi in der Malerei unterrichtet wird. Die Hauptgruppe der Darstellung – der Maler Giovanni Santi, hinter ihm stehend, mit einem Spinnrocken in den Händen, Raffaels Mutter, vor ihm der Knabe, der unter den Anweisungen des Vaters auf einer Holztafel gerade einen Pinselstrich ausführt – entspricht weitgehend derjenigen der Radierung von 1833 (Inv-Nr. Kat. 2019-652-3). Allerdings hält die dort jünger aussehende Mutter keinen Spinnrocken in den Händen, neigt sich nach vorn und lehnt ihren Kopf liebevoll auf die rechte Schulter ihres Mannes. Das Bild auf der Staffelei hingegen ist identisch, eine Darstellung der Marienverkündigung. Links im Hintergrund steht an einem Tisch ein Lehrling der Werkstatt – nur wenig älter, als Raffael selbst – und zerreibt Farbpigmente. Auf der Hamburger Zeichnung blickt er dabei in Richtung der Gruppe um seinen Lehrer Giovanni Santi, auf der Radierung ist er in sein eigenes Tun vertieft. Auf der Radierung öffnet sich der Raum links hinten über ein Biforium in die Landschaft und rechts hängt eine Palette an der Wand, während auf der Zeichnung der Raum geschlossen ist und die Requisiten um den Tisch mit Malutensilien und der Mappe mit Zeichnungen, einfacher gestaltet ist, als auf der Radierung.
Alles scheint also für eine zeitnahe Datierung des Hamburger Blattes zum 1833 erschienenen Radierzyklus, wohl zwischen 1833 und 1835, zu sprechen. Dies gilt auch für die hier handschriftliche Wiedergabe durch Johannnes Riepenhausen des in Nadelschrift unterhalb der Darstellung der Radierung angebrachten Textes „Cresciuto che fu’, comincio’ a esercitarlo nella pittura.“ („Als er aufwuchs, begann er sich in der Malerei zu üben.“), die den direkten Bezug zur Radierung herstellt. Johannes Riepenhausen wird wohl dem Wunsch eines Liebhabers der Folge entsprochen haben und eine variierte Zeichnung der radierten Szene angefertigt haben. Es handelt sich fraglos um eine weitere zum Verkauf an einen Sammler angefertigte Reinzeichnung (vgl. Inv-Nr. 1949-173), dessen Abnehmer wir nicht kennen.
Andrea Stolzenburg

1 Kuhlmann-Hodick 1993, Bd. 2, S. 85, Nr. 411b (Erwähnung).

Details about this work

Feder und Pinsel in Braun und Grau über Bleistift 226mm x 302mm (Bild) 243mm x 321mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Erworben 1936 von Georg Burghart (1898-1973), Hamburg mit Mitteln aus dem Vermächtnis von Cords Inv. Nr.: 1936-21 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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