Angelika Kauffmann, Zeichnerin

Die Glycere, um 1772

Kauffmanns Darstellung der Glycere geht auf Salomon Gessners Idyllen zurück, die er 1756 zunächst anonym veröffentlicht hatte; 1772 folgte eine zweite Serie von „Neuen Idyllen“. In der 1773 herausgegebenen französischen Ausgabe trägt eine der Idyllen erstmals den Titel „Glicere“.(Anm. 1) Das Sujet war bereits in der Antike berühmt, als mehrere Schriftsteller von einer schönen Athenerin berichteten, die am Eingang der Tempel Blumenkränze verkaufte und von einem der bedeutendsten Maler Griechenlands gemalt wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Tätigkeit der jungen Frau, das Girlandenschmücken, zum Repertoire graziöser Beschäftigungen vor ihrer Hochzeit. In ihr sah man das Postulat nach Einfachheit und Anmut erfüllt. Das Blatt dürfte die Vorlage für eine Illustration von Gessners Idylle sein, doch ist eine solche nicht erschienen. Kompositorisch entspricht das Blatt spiegelbildlich einem ebenfalls um 1772 entstandenen Kupfertäfelchen, auf dem die Phantasie das Grab Shakespeares schmückt.(Anm. 2)

Peter Prange

1 Salomon Gessner: Contes moraux et nouvelles idylles, Zürich 1773.
2 Stamford, The Burghley House Collection, Inv.-Nr. 230, vgl. Ausst.-Kat. Düsseldorf 1998, S. 221, Nr. 102, Abb.

Details about this work

Feder in Schwarz über Spuren von Bleistift, laviert, mit weißen Deckfarben gehöht 215mm x 151mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1932-177 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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