Leo von Klenze

Ansicht der Walhalla mit Blick auf Donaustauf und Regensburg, 1830

Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I. von Bayern (1825-48), beauftragte 1816 den Achitekten Leo von Klenze nach langen und intensiven Planungsphasen mit dem Bau eines deutschen Ruhmestempels, der Walhalla, in der die Büsten verdienter Deutscher einem Pantheon gleich, Aufstellung finden sollten. Die Reihe der Geehrten wird noch heute erweitert, so fand im Februar 2003 die Büste der Münchner Widerstandskämpferin Sophie Scholl dort ihre Aufstellung. Der Name Walhalla entstammt der nordischen Mythologie und bezeichnet den germanischen Himmel, den seeligen Aufenthalt gefallener Helden, einen Ort der Unsterblichkeit.
Die Idee zu diesem Bau geht auf den Tilsiter Frieden von 1807 zurück, eine erste Ausschreibung fand bereits 1814 statt. Die Grundsteinlegung erfolgte jedoch erst 1830 auf dem Bräuberg bei dem etwa neun Kilometer südlich von Regensburg gelegenen Ort Donaustauf. Eingeweiht wurde der sich über einem monumentalen Unterbau erhebende und dem griechischen Parthenon auf der Akropolis in Athen nachempfundene dorische Tempel am 30. Oktober 1842, dem Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig.
Leo von Klenze war auch als Maler und Aquarellist tätig. Georg Karl Nagler schrieb 1839 treffend in seinem Künstler-Lexikon: "Er ist in dieser Gattung nur Dilettant, aber man muß staunen über die Vollendung, die er in kurzer Zeit erlangte. Klenze ist ein scharfer Beobachter der Natur, und sein Hauptstreben geht auch auf Naturwahrheit. Seine Färbung ist fröhlich, und in der Gesamtwirkung sind seine Bilder immer von schönster Harmonie. Seine Sorgfalt geht bis ins Detail" (G. K. Nagler, in: Neues allgemeines Künstler-Lexikon (...), Bd. 7, München 1839, S. 60).
Das Hamburger Aquarell ist bereits um 1830 entstanden, also lange bevor überhaupt etwas vom eigentlichen Bau zu sehen war. Es handelt sich wie oft bei Klenze um bildhafte Imaginationen seiner Architekturen, die dem anspruchsvollen königlichen Auftraggeber zur Visualisierung der Pläne dienten. Auf der Grundlage dieses Aquarells malte der Künstler 1836 auch ein Ölgemälde, das sich heute in der Ermitage in St. Petersburg befindet (Traeger 1987, Abb. IXa). Der Blick des Betrachters schweift von Süden vom majestätischen Ruhmestempel über die mittelalterliche Burgruine von Donaustauf und die an deren Fuß liegende Pfarrkirche St. Michael zu den Türmen des Regensburger Doms am Horizont. Auf diese Weise gelang es Klenze, die doch eher fremde griechische Architektur in die oberpfälzische Landschaft programmatisch einzubinden.
Das Blatt diente später als Vorlage für Klenzes "Sammlung architektonischer Entwürfe", wofür es von Carl August Lebschée 1849 als Lithographie umgesetzt wurde (2. Ausgabe, Heft 7/8, Taf. IV, München 1850).

Andreas Stolzenburg

Details about this work

Aquarell über Bleistift; auf altem, grünen Untersatzpapier montiert 208mm x 292mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Seite 1920 Leihgabe vom "Verein von Kunstfreunden von 1870"; 1939 in den Besitz der Kunsthalle übergegangen Inv. Nr.: 1920-165 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

We are committed to questioning the way we talk about and present art and our collection. Therefore, we welcome your suggestions and comments.

Feedback
Other works by
Leo von Klenze