Giovanni Battista Piranesi

Hof mit Ruinen, 1745 - 1755

Unter den zahlreichen Darstellungen Piranesis von antiken Architekturmotiven zählt dieses auffallend lichte Blatt zu den freiesten. Hierzu trägt vor allem die nach oben hin offene, einem Umgang ähnelnde Architektur bei. Sie weist im unteren Bereich große Bogenöffnungen auf, während darüber offensichtlich eine geschlossene Säulenreihe gedacht ist. Wie bei vielen anderen seiner Zeichnungen, geht es Piranesi offensichtlich viel stärker um den atmosphärischen Eindruck als um eine detaillierte, exakt nachvollziehbare Herausarbeitung von Architektur. In diesem Fall bleibt die räumliche Situation vor dem Umgang relativ unklar. Denkbar ist ein Hof, in dem eine Säule den markantesten Punkt darstellt.
Zur lichten Wirkung des Blattes trägt die skizzenhafte Anlage der Komposition bei, bei der Piranesi weitgehend auf verdichtende Schraffenverbände verzichtet. Zudem suggeriert der Wechsel von hellen und dunkel lavierten Stellen ein Licht-Schatten-Spiel, das Sonnenlicht voraussetzt.
Mit dieser Szenerie schuf Piranesi gleichsam eine Gegenposition zu den wohl fast zeitgleich entstandenen düster wirkenden und verschlossenen Carceri-Entwürfen.(Anm. 1) Das Vergängliche und Ruinöse ist hier stark zurückgedrängt. Eine Umsetzung in eine Radierung ist nicht bekannt.
Zur Montierung vgl. Inv.-Nr. 1915-638.

David Klemm

1 Zur Datierung vgl. Hylton A. Thomas: The Drawings of Giovanni Battista Piranesi, London 1954, S. 44.

Details about this work

Feder in Braun, Rötelspuren, braun laviert; montiert und mit Rahmung versehen 78mm x 102mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1915-643 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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