Ludovico Caracciolo, Stecher
Franz Ludwig Catel, Zeichner
Margherita Dall'Aglio Bodoni, Verlegerin

Reise nach Brundisium (Brindisi): Das Mahl auf Cocceius Landgut, 1818

In: "DI Q. ORAZIO FLACCO SATIRA V. TRADUZIONE ITALIANA CON RAMI ALLUSIVI", Parma 1818, VII, vor S. VII

Im Jahre 1815 ließ sich Elizabeth Hervey Foster (1759-1824) in Rom nieder. Sie war die Tochter des anglikanischen Bischofs von Derry, Frederick August IV., Herzog von Bristol, und in Irland in erster Ehe mit John Thomas Foster verheiratet. Die Ehe wurde 1781 geschieden und Elizabeth kehrte nach England zurück, wo sie die Geliebte von William Cavendish, dem 5. Herzog von Devonshire wurde, dessen Ehefrau Georgiana Spencer die Dreierkonstellation zu tolerieren schien. 1806, drei Jahre nach dem Tod von Georgiana heiratete der Herzog Elizabeth, die so durch ihre zweite Ehe zur Herzogin von Devonshire avancierte. Sie hatte mehrere Kinder mit dem Herzog, die außer Landes zur Welt kamen, die erste Tochter brachte sie 1785 im abgeschiedenen Vietri in Italien zur Welt. 1811 verstarb der Herzog, 1812 zog die Herzogin nach London, um dann endlich 1814 England zu verlassen und ab Januar 1815 in Rom zu leben, da der 1790 doch noch geborene legitime Erbe des Titels, der 6. Herzog von Devonshire, sie nicht in seiner Nähe haben wollte. Für die Herzogin war Rom ein willkommenes Exil, konnte sie sich dort doch ganz der Literatur und der bildenden Kunst widmen. Schon ihr Vater, der Herzog von Bristol, war Ende des 18. Jahrhunderts in Rom ein Mäzen von Künstlern wie Jacob More, Henry Tresham, Christopher Hewetson und Jakob Philipp Hackert gewesen. Dieser Tradition fühlte sich auch die Herzogin selbst in angenehmer Weise verpflichtet. Ihre engen Kontakte zu den kulturell interessierten Kreisen in Rom wurden besonders durch die enge Freundschaft mit dem einflussreichen Kardinal Ercole Consalvi befördert. Ihr Salon im Palazzo Piombino in der Via del Corso wurde zu einem Treffpunkt der Literaten und Künstler Roms. Besonders widmete sie sich philologischen Projekten und den von ihr finanzierten archäologischen Ausgrabungen auf dem Forum.
Im Jahr 1815 initiierte die Herzogin von Devonshire eine Neuübersetzung der fünften Satire des Horaz durch den Sekretär Consalvis und späteren Bischofs von Nikopolis in Bulgarien, Giuseppe-Maria Molajoni. Sie beauftragte verschiedene Künstler mit Illustrationen, so schufen Franz und Johannes Riepenhausen ein Bildnis des römischen Dichters als Titelkupfer - das in der hier vorliegenden Ausgabe wiederverwendet wurde - und Wilhelm Friedrich Gmelin, Giambattista Bassi, Franz Kaisermann, Simone Pomardi sowie Franz Ludwig Catel schufen Landschaftsdarstellungen, mit denen die Reise des Protagonisten der Satire entlang der Via Appia antica bis Brindisi nachvollzogen wird.
Die erste Ausgabe erschien 1816 in Rom bei Mariano Augusto De Romanis (vgl. Inv.-Nr. kb-2020-864g-1-19). Von den 150 gedruckten Exemplaren wurden nur 60 von der Herzogin in Umlauf gebracht, die restlichen wurden wegen der Fehler in der Übersetzung und angeblich schlechter Druckqualität der Stiche vernichtet. Eine zweite, ebenfalls bei De Romanis gedruckte und verbesserte Ausgabe erschien noch im selben Jahr, diesmal in 200 Exemplaren.
Die hier vorliegende dritte, in den Illustrationen veränderte und auf acht Tafeln reduzierte Ausgabe, kam 1818 bei Bodoni in Parma heraus. Zu dieser Ausgabe lieferte Franz Ludwig Catel keine Landschaften, sondern zwei figürliche Darstellungen, die restlichen sechs Tafeln wurden von den Brüdern Riepenhausen entworfen.

Andreas Stolzenburg

Details zu diesem Werk

Radierung; Aquatinta 123mm x 175mm (Bild) 142mm x 198mm (Platte) 217mm x 298mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Bibliothek. Erworben 2020 von Forum Auctions, London, mit Mitteln des Fördervereins "Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e.V." Inv. Nr.: kb-2020-626g-8 Sammlung: KK Druckgraphik, Italien, 15.-19. Jh. , CC-BY-NC-SA 4.0

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback