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Giuseppe Craffonara, Radierer
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, (?), Maler, Erfinder
nach Giulio Romano, eigentlich Giulio Pippi, Maler
nach Giovanni Francesco Penni, Maler
Filippo De Romanis, Drucker

Marienkrönung (Madonna di Monteluce), 1820

Aus: "I più celebri quadri delle diverse scuole italiane [...] ", hg. v. G.A. Guttani, Rom 1820, Tafel 20

Dem renommierten Kunstschriftsteller Giuseppe Antonio Guattani (1748-1830) war die Aufgabe zugefallen, die nach dem endgültigen Sturz Napoleons 1815 im Triumph aus Paris zurückgeführten Gemälde der päpstlichen Sammlung in den Räumen des Appartamento Borgia im Vatikan neu aufzustellen und in dem vorliegenden, mit insgesamt 41 Tafeln in Umrissradierungen ausgestatteten Prachtband "I più celebri quadri delle diverse scuole italiane riuniti nell`Appartamento Borgia del Vaticano disegnati ed incisi a contorno da Giuseppe Craffonara pittore tirolese e brevemente descritti da G. A. Guattani", erschienen in Rom 1820, ausführlich zu beschreiben und zu würdigen. Zu Raffaels „Verklärung Christi“ (Anm. 1) schrieb er: "Questa tavola è giudicata l`opera più ammirabile di questo autore, il primo quadro dell`universo. La posterità di tre secoli si accorda in riconoscervi tutti i più fini pregj, e delicatezze dell`Arte nell`espressione, nella varietà, invenzione, composizione, disegno, colorito, pannegiamenti ec.". (Anm. 2) Hymnischer – er bezeichnet die „Transfiguration“ als „das beste Bild im Universum“ – kann man das Werk eines Künstlers kaum beurteilen.
In dem Tafelband, der durchaus den Rang eines frühen und fundierten Bestandskatalogs der pästlichen Gemäldesammlung beanspruchen darf, sind nach Werken Raffaels die hier als Radierung vorliegende dreiteilige Predella der „Grablegung Borghese (Pala Baglioni)“ (Taf. XII) (Anm. 3), die drei Predellentafeln der „Marienkrönung“ (Taf. XIII-XV) (Anm. 4), die zugehörige „Marienkrönung“ (Taf. XVI) selbst sowie die „Madonna di Foligno“ (Anm. 5) zu finden. (Anm. 6) Weiterhin sind Werke anderer, durchgehend berühmter Meister wie Pietro Perugino, Giovanni Bellini, Fra Bartolomeo, Giulio Romano, Tizian, Francesco Albani, Fedrico Barocci, Guido Reni, Guercino, Nicolas Poussin, Andrea Sacchi und nach der „Grablegung Christi“ Caravaggios meisterhaft wiedergegeben. Vorliegend ist hier eine Radierung nach der Marienkrönung ("Madonna di Monteluce"), welche vermutlich von Raffael begonnen und von Romano und Penni vollendet wurde.
Der aus Riva del Garda stammende Maler und Radierer Giuseppe Craffonara erhielt seine Ausbilsdung zunächst 1816-18 an der Akademie in Verona und war ab 1819 auf Verwendung von Antonio Canova Schüler der Accademia di San Luca in Rom, wo er als Stipendiat des österreichischen Kaisers Franz I. bis 1830 im Palazzo Venezia, dem Sitz der österreichischen Gesandtschaft, ein Atelier innehatte. (Anm. 8) Craffonara widmete den Band – zusammen mit dem Stecher Antonio Testa – Papst Pius VII., der den Künstler für sein gelungenes Werk mit Ehrenmedaillen belohnte. Craffonara kehrte 1830 nach Riva del Garda zurück und führte im Trentino und in Südtirol eine Reihe bedeutender Fresken und Altargemälde aus, die dort – fußend auf dem italienischen Spätklassizismus – erstmals auch nazarenisches Gedankengut dort heimisch machten. Hervorzuheben ist seine enge, freundschaftliche Verbindung zu dem einflussreichen Theologen Antonio Rosmini-Serbati (1797-1855), der ihn vielfach in künstlerischen Dingen beriet. (Anm. 9)

Andreas Stolzenburg

1 Ausgeführt von Raffael, 1518-20, Öl auf Kirschholz, 405 x 278 cm, Rom, Pinacoteca Vaticana, Inv.-Nr. 333; Meyer zur Capellen 2005, S. 195-209, Nr. 66, Abb. S. 65.
2 Guattani/Craffonara 1820, o. S. (Kommentar Tafel 18).
3 Ausgeführt von Raffael, 1507, Öl auf auf Holz, 176 x 184 cm, Rom Galleria Borghese; Meyer zur Capellen 2005, S. 233-241 (Pala Baglioni) und S. 241-246 (Predellenbilder). Vgl. Herrmann Fiore 2010.
4 Ausgeführt von Raffael, Giulio Romano und Gianfrancesco Penni, 1516-25; Öl auf Holz, 354 x 230 cm, Rom, Pinacoteca Vaticana, Inv.-Nr. 359; Meyer zur Capellen 2005, S. 210-220, Nr. 67, Abb. S. 67.
5 Ausgeführt von Raffael, um 1512, Öl auf Holz (auf Leinwand übertragen), 301 x 198 cm, Rom, Pinacoteca Vaticana, Inv.-Nr. 329; Meyer zur Capellen 2005, S. 98-106, Nr. 52, Abb. S. 45.
6 Stolzenburg 1994, S. 134-135, Nr. 30.12-30.17.
7 Stolzenburg 1994, S. 136, Nr. 30.29.
8 Zu Leben und Werk Craffonaras ausführlich Stolzenburg 1994 (mit älterer Lit..)
9 Zu Rosmini und die bildeden Kunst vgl. Elisabetta G. Rizzioli: Antonio Rosmini Serbati conoscitore d`arte, Padua 2008.

Details zu diesem Werk

Radierung 257mm x 168mm (Bild) 280mm x 195mm (Platte) 439mm x 291mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Bibliothek. Erworben 2020 von Andreas Stolzenburg, Hamburg, mit Mitteln des Fördervereins "Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e.V." Inv. Nr.: kb-2020-391g-20 Sammlung: KK Druckgraphik, Italien, 15.-19. Jh.

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