Thorsten Brinkmann, Erfinder

"Salon Livresque", 2016

Hamburg, Textem-Verlag

Salon Livresque – der Titel von Thorsten Brinkmanns Künstlerbuch klingt nach literarischem Salon, nach verstaubten Sofas, stimmungsvollen Bibliotheken oder exklusiven Herrenzimmern. Dieser Eindruck wird durch den Einband des kleinen Buches verstärkt: Jeder einzelne Band ist handbeklebt mit einem mit Blumenmustern bedruckten und kaffeegetränkten Damaststoff, der an Tapeten des 19. Jahrhunderts erinnert. Schon hier zeigt sich Brinkmanns Lust auf Verwandlung und Verkleidung, die charakteristisch für seine Inszenierungen und fotografischen Selbstporträts sind. In Filmen wie Gut Ding will es so (2003) oder seinen großen Rauminstallationen verbindet der Künstler Fundstücke vom Flohmarkt, Sperrmüll oder Schrottplatz mit vorhandenen Alltagsgegenständen zu teils absurden Inszenierungen. Immer spielt er dabei mit den Assoziationen des Betrachters und mit ikonografischen Vorbildern und stellt dabei überraschende Kontexte her. So auch in Salon Livresque, dem 2014 für ein Hamburger Sammlerpaar in deren Privatwohnung geschaffenen Raum, der im Buch präsentiert wird. Bereits dort befindliche Sammlerstücke wie auch die hauseigene Bibliothek wurden hier mit Lampen, alten Teppichen, Brinkmanns Selbstporträts und skurrilen Objekten wie einem Glücksrad oder Händen, die als Bücherstützen dienen, ausgestattet. Dazu gehört auch die mit Kaffee, Tee und Farbe getränkte Tapete des Salons, die auch für den Buchumschlag verwendet wurde. Brinkmanns collagehaftes Arbeiten erinnert an Kurt Schwitters ausufernde Merzbauten, die ähnlich humorvoll „Dagewesenes mit Hinzugefügtem zu etwas Neuem“ (Brinkmann) verknüpfen.
Petra Roettig
Salon Livresque – the title of Thorsten Brinkmann’s artist’s book evokes images of a literary salon, of dusty old chesterfields, atmospheric libraries and sedate men’s studies. This impression is only reinforced by the binding of the small book: Each volume is handglued and furnished with a flowered, coffee-stained damask cover that recalls 19th-century wallpaper. We already get a sense here of the relish in metamorphosis and costume that are so characteristic of Brinkmann’s stagings and photographic self-portraits. In films like ‘Gut Ding will es so’ (2003) or his roomfilling installations, the artist combines finds from flea markets, bulk rubbish or the junkyard with everyday objects to stage arrangements that are sometimes absurd. In the process, he plays on the viewer’s own associations and with iconographic models, putting things into unexpected contexts. This is also the case in Salon Livresque, a room he designed in 2014 for the home of a Hamburg collector couple and which is presented in the book. To the collectibles already found there and the home library, Brinkmann added lamps, old rugs, self-portraits and whimsical objects like a wheel of fortune and hands that serve as bookends. He hung the salon with wallpaper stained with coffee and tea and splattered with paint, which was also used for the book’s cover. Brinkmann’s collage-like works recall Kurt Schwitters’s sprawling Merz constructions, linking in a similarly humorous way “things that are there with things that are added to create something new”(Brinkmann).
Petra Roettig

Details zu diesem Werk

Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-2017-13k Sammlung: KK Druckgraphik, 20.-21. Jh.

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback
Weitere Werke von
Thorsten Brinkmann