Gerhard Richter, Erfinder

" Sindbad", 2010

Köln, Verlag der Buchhandlung Walther König

Die Geschichte von Sindbad dem Seefahrer aus Tausendundeine Nacht erzählt Richter in einer Folge von Lackbildern, die sich formatfüllend über ganze Doppelseiten seines Buches ausbreiten. Die dichte Malschicht verleiht den Blättern nicht nur die Anmutung einer anderen Materialität, mit ihr knüpft der Künstler auch an die von ihm seit Beginn der 1980er Jahren praktizierte Rakelmalerei an, mit der er die Bildaussage verstärkt ins Material verlagerte. Das Farbmaterial dominiert das Buch in einer Weise, dass es für den Text kaum Raum zu lassen scheint. Fast ohne Absatz formiert sich der Text zu einem dichten Teppich aus Schriftzeichen, die Einleitung der Erzählung ist sogar vom Innenteil auf die den Einband umlaufende Banderole verlegt. Die Lektüre der Erzählung vollzieht sich in Richters Buch vorrangig über die Bilder, auf die auch das Papier abgestimmt ist, dessen glänzende Oberfläche zwar der Farbwirkung entgegenkommt, sich aber wenig für die Wiedergabe von Text eignet. Darüber hinaus legt der Buchtitel eine Orientierung an einer zwei Jahre vor Erscheinen des Buches ausgeführten Serie von Glasbildern nahe, die Richter unter den gleichen Titel gestellt hat.
Viola Hildebrand-Schat
Richter tells the story of Sindbad the sailor from Arabian Nights in a series of glossy images that sprawl across double -page spreads in his book. The dense layers of paint not only give the pages the feeling of having a different materiality; they also relate the images here to the squeegee paintings the artist has been producing since the early 1980s, with which he has increasingly moved the material aspect of his pictures to the fore. The colourful material dominates the book to an extent that seems to leave little room for text. With almost no paragraph breaks, the text weaves a dense tapestry of characters, with the introduction to the story even displaced from the interior of the book to the partial sleeve encircling the cover. The narrative is thus read in Richter’s book mainly through the images. The paper was carefully chosen to heighten their effect, with a shiny surface that brings out the colours but is hardly suit ¬ able for legible text. The book’s title connects it with an eponymous series of reverse glass paintings Richter executed two years before the book was published.
Viola Hildebrand-Schat

Details zu diesem Werk

Siebdruck Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-2013-560g Sammlung: KK Druckgraphik, 20.-21. Jh.

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