Anonym (19. Jahrhundert), Stecher
nach Friedrich Olivier, Zeichner
Friedrich Perthes, Verleger

"Matth. 28, 1 4." / Die Auferstehung Christi, 1836

In: "VOLKS-BILDER-BIBEL in funfzig bildlichen Darstellungen [...]. Nebst einem begleitenden Text von G. H. von Schubert", Hamburg 1836, Tafel 46

Friedrich Oliviers "VOLKS-BILDER-BIBEL" besteht aus 50 Darstellungen von Szenen aus dem Neuen Testament.(Anm. 1) Sie reichen von der Verkündigung an Zacharias bis zur Himmelfahrt Christi. Die jeweils entsprechenden Bibelstellen befinden sich unterhalb der Darstellungen. Es gibt keine Bibelzitate, dafür aber bei jedem Bild eine "Betrachtung" und "Beschreibung" von G. H. von Schubert.
Oliviers Beschäftigung mit einer Bilder-Bibel begann um 1820 während seines Aufenthaltes in Rom im Kreise von Julius Schnorr von Carolsfeld. Erstaunlicherweise war es dann der zunächst zögerliche Olivier, der als erster deutscher Künstler eine Bilderbibel herausbringen sollte. Zunächst erschien eine Lieferung mit zehn Blättern zur Kindheitsgeschichte Jesu im Eigenverlag. Diese fand im März 1835 eine lobende Besprechung durch Ernst Förster im "Kunst-Blatt". Die weiteren Lieferungen folgten sukzessive, wobei die letzten zehn Blätter erst Ende 1837 vollendet waren. Trotzdem weist die erste vollständige Ausgabe- erschienen bei Perthes in Hamburg - das Datum 1836 auf.
Weitere Ausgaben folgten, etwa 1848 - wiederum bei Perthes in Hamburg und Gotha -, was auf einen beachtlichen Erfolg schließen lässt. Es gab sogar Vergrößerungen einzelner Motive, die für Schul-Wandtafeln eingesetzt wurden. Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist das Werk - im Gegensatz zu Schnorrs Bilderbibel – dann aber stark in Vergessenheit geraten.
Von Interesse ist, dass Friedrich Olivier seine Zeichnungen zunächst als Lithographien umsetzen lassen wollte. Dies wäre der Zartheit der Entwürfe nahe gekommen. Er entschloss sich dann aber bewusst unter dem Einfluss von Friedrich Overbeck für den "deutschen Stil" des Kupferstichs. Ausgeführt wurden die Blätter letztlich als Stahlstiche - offenbar in Erwartung hoher Absätze, was ja zumindest teilweise eintrat.
Große Unklarheit herrscht bis heute in der Frage, wer die Zeichnungen Oliviers graphisch umgesetzt hat. In der Erstausgabe von 1836 und offenbar auch später findet sich keinerlei Hinweis. Es gibt allerdings einige Schriftquellen - Ankündigungen des Verlages wie auch Briefe -, die zumindest die Beteiligung von Heinrich Merz und Julius Caesar Thaeter belegen. Doch ist deren genauer Anteil nicht eindeutig zu bestimmen. Annemarie Jacoby führt in ihrer Dissertation über Julius Caesar Thaeter - ohne weiteren Nachweis - an, dass dieser womöglich die ersten elf Blätter gestochen habe.(Anm. 2) Seeliger nennt dagegen eine Quelle, die für Thaeter die Platten der Bilder 8, 11-14, 16, 17 , 29 und 50 angibt, was allerdings nicht mit einer Verlagsankündigung übereinstimmt.(Anm. 3) Ludwig Grote gibt in seiner Monographie über die Olivier ohne Beleg an, dass Thaeter den Hauptteil ausgeführt habe.(Anm. 4) Heinrich Merz dagegen hatte nur anfangs mitgearbeitet, doch war Olivier mit dessen Arbeiten nicht zufrieden gewesen. Aufgrund dieser noch ungeklärten Forschungslage werden die Zuschreibungen an Stecher für die "VOLKS-BILDER-BIBEL" nur mit großer Vorsicht vorgenommen werden. Konkrete Attributionen werden auch dadurch erschwert, da die Darstellungen aufgrund ihrer relativen Einfachheit keine auffallenden stilistischen Unterschiede erkennen lassen.

David Klemm

1 Die folgenden Ausführungen verdanken zahlreiche grundlegende Informationen dem Beitrag von Stephan Seeliger in: Unter Glas und Rahmen. Ausstellungskatalog Mainz/Nürnberg/Lübeck 1993/1994, S. 68-70, Nr. 23.
2 Annemarie Jacoby: I. C. Thaeter. Ein Beitrag zum Reproduktionsstich des 19. Jahrhunderts, Bleicherode am Harz 1937, S. 71, Nr. 41.
3 Ausst.-Kat. Mainz/Nürnberg/Lübeck 1993, 1994, S. 70.
4 Ludwig Grote: Die Brüder Olivier und die deutsche Romantik, Berlin 1999 (2. Auflage), S. 354.

Details zu diesem Werk

Stahlstich 195mm x 132mm (Platte) 136mm x 107mm (Bild) 255mm x 197mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-2003-1136g-46 Sammlung: KK Druckgraphik, Deutschland, 19. Jh.

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