Jochen Gerz, Erfinder

" Die Beschreibung des Papiers", 1973

Darmstadt und Neuwied, Luchterhand

Jochen Gerz ist einer der bedeutendsten und vielseitigsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit, der auch als Schriftsteller, Herausgeber und Verleger tätig ist. Schon in seinen Arbeiten im Bereich der visuellen Poesie zeigt sich ein ausgeprägter Drang zur formalen Gestaltung, der sich später in seinem Werk als Künstler noch sehr viel dezidierter artikulieren sollte. Der Schriftsteller wurde „einer, der sich veröffentlicht“, wie er es in einem Interview selbst formulierte. In Die Beschreibung des Papiers stellt er handschriftliche Zeilen, gedruckte Sätze, fotografierte Bilder und Zeichnungen zusammen. Er will die Fragwürdigkeit von Sinn und Lesbarkeit der Schrift wieder herstellen, möchte zurückführen zum Authentischen des Materials. Den Künstler interessieren die Widersprüche zwischen Text und Bild, ihm geht es – in Projekten seit 1968 – um den Raum, der sich zwischen ihnen öffnet. In bereits zuvor veröffentlichten Texten reflektiert er die tiefgreifende Prägung der Gesellschaft durch die Forderung nach Effektivität und Nützlichkeit. „Res, non verba“ – das lateinische Motto findet sich auf einer Fotografie auf den Seiten 34/35 – ist ein Widerspruch gegen die Herrschaft der Repräsentation über das Handeln und das wirkliche Leben. Jochen Gerz benutzt die Medien, um sie zu bekämpfen. Er stellt Literatur und Kunst radikal infrage, er widmet seine Arbeit „denen, die nichts davon wissen, die nie von ihr erfahren. Das beste, was man tun kann, ist das, was nicht bekannt wird, das, was restlos Teil eines einzigen utopischen Projekts bleibt, das man die Literatur betreffend haben kann: keine Literatur machen“. (Klappentext)
Andrea Joosten
Jochen Gerz is one of the most important and versatile German artists of the post -war period and is also active as a writer, editor and publisher. In the visual poetry he created early in his career, he already demonstrated a pronounced penchant for formal design, which he would later articulate in a still more resolute manner in his work as an artist. The writer became “one who publishes himself”, as he once said in an interview. In Die Beschreibung des Papiers (Writing on / Describing Paper) he brings together handwritten lines, printed sentences, photographic images and drawings. His aim is to make us question anew the meaning of writing and its legibility, to take us back to the authenticity of the material. As an artist, he is interested in the contradictions between text and image and – in his projects since 1968 – in the space that opens up between them. In previously published texts he had reflected on how the requirements of efficiency and usefulness have left deep marks on society. “Res, non verba” – the Latin motto can be found on a photograph on pages 34/35 – contradicts the hegemony of representation over action and real life. Jochen Gerz uses media as a way to combat their use. He radically calls literature and art into question, dedicating his work to “those who know nothing of it and will learn nothing from it. The best thing you can do is that which does not become known, which remains in its entirety part of the only utopian project that you can have in terms of literature: not to produce any literature.” (blurb)
Andrea Joosten

Details zu diesem Werk

Offsetdruck Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-1980-144k Sammlung: KK Druckgraphik, 20.-21. Jh.

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