Mario Merz, Erfinder

" Fibonacci 1202", 1970

Torino, Sperone

In Fibonacci 1202 nimmt der italienische Arte-Povera-Künstler Mario Merz Bezug auf eine gesetzmäßige Folge natürlicher Zahlen, die 1202 von dem Mathematiker Leonardo von Pisa, genannt Fibonacci, beschrieben wurde. In dieser unendlichen rekursiven Folge wird jede Zahl aus der Summe der beiden Vorgängerzahlen gebildet. Mit der Fibonacci-Folge lassen sich u. a. viele Wachstumsvorgänge in der Natur darstellen. Als ein Prinzip für Entwicklung und Kreativität greift Merz in zahlreichen Kunstwerken auf die Zahlenfolge zurück, die er in einer Mathematik-Zeitschrift entdeckte. In dem Künstlerbuch Fibonacci 1202 setzt Merz das Muster sowohl formal als auch inhaltlich um. Die Buchseiten werden als Raum gestaltet, Zeichen und Ziffern auf ihnen als einzelne wiederkehrende Elemente, z. B. in Form einer Spirale, verteilt. Der Betrachter wird Zeuge, wie sich das Buch gemäß der Fibonacci-Folge aus sich selbst entwickelt und seine eigenen Grenzen sprengt. Die Linie verlässt die Buchseite – und der Leser kann die dargestellte Form nur noch erahnen, die auf diese Weise zugleich konkret und abstrakt wird. Der Raum des Künstlerbuches weitet sich ins Unendliche.
Andrea Joosten

In Fibonacci 1202, the Italian Arte-Povera artist Mario Merz draws on a sequence of integers that follow a certain law, as described in 1202 by the mathematician Leonardo of Pisa, known as Fibonacci. In this infinite recursive sequence, each number is the sum of the two preceding numbers. Many natural phenomena, for example growth processes, can be represented using the Fibonacci sequence. Merz takes up this sequence, which he discovered in a mathematics journal, in many of his artworks as a principle for development and creativity. In the artist’s book Fibonacci 1202, he uses the number pattern for the book’s form as well as content. The pages are designed as spaces across which signs and digits are distributed as recurring elements, for example in the form of a spiral. The viewer is witness to how the book itself develops out of the Fibonacci sequence and then transcends its own boundaries. The line leaves the page – and the reader can only guess at the form it depicts, which in this manner becomes both concrete and abstract. The space of the artist’s book extends into infinity.
Andrea Joosten

Details zu diesem Werk

Offsetdruck Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-1978-2358k Sammlung: KK Druckgraphik, 20.-21. Jh.

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