A. R. Penck, Erfinder

" Ich bin ein Buch, kaufe mich jetzt", 1976

Obertshausen, Verlagsgesellschaft Greno

Der Dresdner Künstler Ralf Winkler nahm unterschiedliche Pseudonyme an. Auf diese Weise versuchte er, sich dem Zugriff des Ministeriums der Staatssicherheit der DDR zu entziehen. Seit 1965 schmuggelte er Werke in den Westen. Über seinen Freund Georg Baselitz konnte er Kontakt zu dem Kölner Galeristen Michael Werner aufnehmen. 1976 erhielt dieser ein handschriftliches Manuskript, das er unter dem vom Künstler am häufigsten verwendeten Decknamen herausgab: A. R. Penck. Die typographische Gestaltung des Buches stammt von Ilka Schellenberg. Das Künstlerbuch stellt den herkömmlichen Gebrauch eines Buches auf den Kopf, verweigert sich den gängigen Erwartungen, drängt sich zwischen Leser und Autor. Bereits der Titel verweist ironisch auf den Warencharakter des Buches und hebt ihn gerade dadurch auf. Das Buch spricht den Leser direkt an, provoziert ihn durch Befehle, Fragen oder Vorschläge. Es fordert zum Zurückblättern auf und widerspricht sich. Dabei dreht es sich alleine um sich selbst, als sei der Adressat überflüssig. A. R. Penck inszeniert in diesem Werk ein „Selbstgespräch“ des Buches und thematisiert damit sowohl den Reflexionsraum von Kunst als auch den Rahmen, in dem es sich entfaltet: im vielschichtigen Kommunikationsspiel zwischen Autor und Leser.
Andrea Joosten
The Dresden artist Ralf Winkler liked to adopt different pseudonyms as a way of eluding the East German Ministry for State Security (Stasi). He began smuggling works into the West in 1965. Through his friend Georg Baselitz, he was able to make contact with the Cologne gallery owner Michael Werner. Werner received a handwritten manuscript in 1976, which he published under the name most commonly used by the artist: A. R. Penck. Ilka Schellenberg designed the book’s typography. This artist’s book turns the conventional use of a book on its head, flouting expectations and intruding between reader and author. The title already refers ironically to the book’s commodity character, thus simultaneously cancelling it out. The book addresses the reader directly, provoking him through commands, questions or suggestions. It demands that he return to previous pages and conradicts itself. All the while, everything revolves around the book itself, as if its addressee were superfluous. A. R. Penck stages in this work a “monologue” on the part of the book, thus drawing attention to the reflection space available for art as well as the frame within which it unfolds: in the multi-layered communicative interplay between author and reader.
Andrea Joosten

Details zu diesem Werk

Offsetdruck Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-1978-1808k Sammlung: KK Druckgraphik, 20.-21. Jh.

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