Joseph Beuys, Erfinder

"1a gebratene Fischgräte", 1972

Berlin, Edition Hundertmark. Aus: Edition Hundertmark; 1 = Karton 14

Joseph Beuys benutzte nie den Begriff „Künstlerbuch“. Er sprach vielmehr von „Editionen“ als „einer Art Erinnerungsstütze“. „Jede Edition hat für mich den Charakter eines Kondenskerns, an dem sich Dinge ansetzen können. […] Das ist wie eine Antenne, die irgendwo steht, mit der man in Verbindung bleibt.“ Das Buch ‚1a gebratene Fischgräte‘ bezieht sich auf eine Aktion, die Beuys am Freitag, dem 30. Oktober 1970, in der Eat Art Gallery am Burgplatz in Düsseldorf durchführte. Drei Tage zuvor hatte der Künstler 25 Heringe gekauft, von denen am Aktionstag nur noch die gebratenen Skelette übrig waren. Sie hingen wie Bilder an den Wänden der Galerie. Das Gesicht mit Asche bestrichen, beschrieb und stempelte Beuys fettige Butterbrotpapiere. Danach stand er auf einen Stock gestützt in der Ecke, behängt mit drei Kassettenrekordern, aus denen die Aufnahme eines Konzertes einer früheren Aktion zu hören war. Der erste Teil des Buches besteht aus einem Interview Beuys’ mit dem Künstler Daniel Spoerri, dem Inhaber der Galerie. Das Gespräch fand einige Tage nach der Aktion statt. Es ist ein teilweise sachlich, überwiegend aber ironisch geführter Dialog. Sowohl Beuys als auch Spoerri kann man dem Fluxus zuordnen, einer Bewegung, die Kunst und Leben verbinden wollte. So diskutieren die beiden zum Beispiel über Essbarkeit und über die in der vorangegangenen Aktion verwendeten Symbole. Die Fotos von Bernd Jansen im zweiten Teil des Buches rufen diese lebhaft wieder in Erinnerung. Aus der Aktion gingen mehrere Multiples hervor, zu denen auch das Künstlerbuch gehört.
Andrea Joosten
Joseph Beuys never used the term “artists’ books”. He spoke instead of “editions” as “a kind of memory aid”: “Each edition has for me the character of a condensed core to which things can attach them ¬ selves. [...] It’s like an antenna standing somewhere with which you can stay connected.” The book ‘1a gebratene Fischgräte’ (1st Class Fried Fishbone) refers to an action Beuys carried out on Friday, 30 October 1970, at the Eat Art Gallery on Burgplatz in Düsseldorf. Three days earlier, the artist had purchased 25 herrings, of which only the fried skeletons remained by the day of the action. They were hung like pictures on the walls of the gallery. Beuys, his face coated with ashes, wrote on and stamped greasy sandwich papers. Then he stood in the corner leaning on a cane, with three tape recorders hung around his neck playing a recording of a concert from a previous action. The first part of the book consists of an interview by Beuys with the artist Daniel Spoerri, the owner of the gallery. The conversation took place a few days after the action. It is partly factual, but pre ¬ dominantly an ironic dialogue. Both Beuys and Spoerri counted among the Fluxus artists, who aspired to connect art and life. The two thus discussed for example the edibility and the symbols used in the previous action. The photos by Bernd Jansen in the second part of the book vividly recall that action. It resulted in several multiples, of which the artist’s book is one.
Andrea Joosten

Details zu diesem Werk

Offsetdruck Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-1972-955 Sammlung: KK Druckgraphik, 20.-21. Jh. © VG Bild-Kunst, Bonn

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