Anonym (italienisch, 15. Jh.), Holzschneider
Aldus Manutius, Drucker, Verleger

Erstes Titelblatt, Dezember 1499

Colonna, Francesco: "HYPNEROTOMACHIA POLIPHILI" von Francesco Colonna, Venedig 1499

Die Hypnerotomachia Poliphili ("HYPNEROTOMACHIA POLIPHILI, VBI HVMANA OMNIA NON NISI SOMNIVM ESSE DOCET. ATQVE OBITER PLVRIMA SCITV SANE QVAM DIGNA COMMEMORAT"), am besten zu übersetzen mit "Der Traumliebeskampf des Poliphilo", ist ein Roman aus der zweiten Hälfte des Quattrocento, der zuerst 1499 bei Aldus Manutius in Venedig veröffentlicht wurde. Den einzigen Hinweis auf den Autor liefert ein Akrostichon, das sich aus den kunstvollen Initialen zusammensetzt, die jedes Kapitel einleiten: “POLIAM FRATER FRANCISCVS COLVMNA PERAMAVIT”, auf Deutsch: “Bruder Francesco Colonna liebte Polia ungeheuerlich”. Lange Zeit identifizierte man den Autor deswegen mit dem venezianischen Dominikanermöch Francesco Colonna (1433/34-1527) oder einem gleichnamigen Adligen aus Palästrina, diese Zuschreibungen sind heute allerdings umstritten.

Inhaltlich teilt sich das Werk in zwei Bücher:
Das erste Buch beschreibt die Suche des titelgebenden Poliphilo nach seiner Geliebten Polia, die ihm zunächst aber stets entflieht. Dabei führt es den Protagonisten durch unheimliche Wildnis, antike Ruinen, Tempel und phantastische Bauwerke; er begegnet Nymphen, Königinnen, mythischen Wesen - sogar Göttern und heidnischen Kultisten. Schließlich offenbart sich ihm Polia und die beiden begeben sich als Paar auf die Liebesinsel Kythera, um von Venus selbst vermählt zu werden.
Das zweite Buch bricht zunächst mit dem magisch-unwirklichen Schauplatz: Polia beschreibt die Vorgeschichte ihrer Liebe im zeitgenössischen Treviso, danach führt Poliphilo die Erzählung weiter. Als er seine Geliebte dann in die Arme schließen will, entschwindet sie seiner Liebkosung wie Nebel und er erwacht in seinem Zimmer in Treviso. Das ganze Abenteuer war bloß ein Traum gewesen.

Wegen der harmonischen Synthese von 170 stilvollen und inhaltlich ausgefallenen Holzschnitten eines unbekannten Meisters mit der richtungsweisenden Renaissanceantiqua von Francesco Griffo gilt das Werk noch heute als Meilenstein des Inkunabeldrucks.

- Stewering, Roswitha: Architektur und Natur in der Hypnerotomachia Poliphili und die Zuschreibung des Werkes an Niccolò Lelio, Diss. Hamburg 1996.
- Leonhard Schmeiser: Das Werk des Druckers. Untersuchungen zum Buch Hypnerotomachia Poliphili. Edition Roesner, Maria Enzersdorf 2003.

Details zu diesem Werk

Buchdruck 281mm x 200mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Bibliothek Inv. Nr.: kb-1914-148-1 Sammlung: KK Druckgraphik, Italien, 15.-19. Jh.

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