Jeanne Faust, Mitarbeit
Jörn Zehe, Mitarbeit

Sonst wer wie du, 2003

Sonst wer wie du, 2005

Eine prächtige Alpenkulisse nahe Innsbruck, davor ein Gemüsefeld, durch das sich in unregelmässigen Abständen ein junger Mann im roten Hemd fortbewegt. Nicht sichtbar außerhalb des Bildes sprechen ihn zwei Männer an. Der Dialekt ist kaum zu verstehen, der Jüngere nähert sich und antwortet in polnisch eingefärbtem Englisch. Ihre schwergängige Kommunikation ist Thema des Films. Die Kamera beobachtet das Geschehen in einer festen Einstellung, der Film bleibt ungeschnitten.

Jeanne Faust

Geboren 1968 in Wiesbaden. Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, unter anderem bei Rüdiger Neumann. Seit 1999 nationale und internationale Einzel- und Gruppenausstellungen. 2002 artist in residence Programm des Kunstmuseums Liechtenstein. 2003 Förderpreis ars viva des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI. 2004 kleines Lichtwark-Stipendium der Hansestadt Hamburg. 2006 Stipendium Cité Internationale des Arts, Paris mit Jörn Zehe.

Thema der Arbeiten Jeanne Fausts ist die Ambivalenz von Realität und Fiktion. In Videos beschäftigt sie sich mit Erzählstereotypen im europäischen Kino. Ohne erkennbaren erzählerischen Zusammenhang setzen ihre Filme an und vermitteln den Eindruck von Ausschnitten einer fortlaufenden Handlung. Ein Anlass für den Handlungsverlauf ist nicht erkennbar. Die Handlung weist über die Grenzen des Werks hinaus. Ähnlich erweitert Faust die Zweidimensionalität eines Photodrucks in einer aktuellen Installation, indem sie Palmenstämmen vor den Druck und in Bezug zu ihm setzt.

In ihren Videoarbeiten ist die Kamera statisch, beinahe passiv. Die Handlung wirkt, als sei sie zufällig eingefangen. Aus dem Kino vertraute Szenen oder Charaktere erscheinen im Film und rufen Assoziationen zu stereotypen Film-Sets wach. In Sonst wer wie Du, einem Gemeinschaftsprojekt mit Jörn Zehe, ist ein Gemüsefeld bei Innsbruck zu sehen, im Hintergrund erhebt sich eine imposante Alpenkulisse. Im Feld steht ein junger Mann mit rotem Pullover. Immer wieder bückt er sich und verschwindet aus den Augen des Betrachters, er scheint etwas zu suchen. Im Off – wieder ein Verweis über den Bildausschnitt hinaus – hält ein Auto. Zwei Männer steigen aus. In einem kaum verständlichen Dialekt erklärt einer der beiden, dass er eine Uhr suche. Schwerfällig kommunizieren die Schauspieler miteinander, in slawisch gefärbtem Englisch beteuert der junge Mann, dass er nicht weiterhelfen könne. Die ergebnislose Diskussion ist Inhalt des Films.
Autor: Kristine von Oehsen

Details zu diesem Werk

Farbe, Ton, DVD, PAL, 8:06 Min. Erworben aus Mitteln der HSH Nordbank 2005 Edition 2/3 Inv. Nr.: V-2005-02 Sammlung: © VG Bild-Kunst, Bonn, 2020

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