Ulay
Marina Abramović, Mitarbeit

A Performance Anthology I (1975-1980). 2. Teil: Action in 14 Predetermined Sequences, 1976

Die auf Video aufgezeichneten Performances von Marina Abramović (*1946) zeigen Ausschnitte ihrer Aktionen von 1975 bis 1980, die sie teilweise mit ihrem Partner Ulay (*1943) durchführte. In ihnen setzt die Künstlerin sich und oftmals auch das Publikum physischen und psychischen Grenzsituationen aus. Über ihren Körpereinsatz konstruiert sie ein komplexes Bild von Körper, Identität und Interaktion, das oft von einer hohen Intensität gekennzeichnet ist. In »Freeing the Body« (1976) beispielsweise tanzt Abramović über sechs Stunden rhythmisch mit nur einem schwarzen Schal über Gesicht und Kopf vor einer weißen Galeriewand zu Trommelschlägen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbricht. Die Aktion steht in einer Reihe von Arbeiten, die den Körper als künstlerisches Material und Projektionsfläche nutzt und die Performance Art entscheidend prägte. (Luisa Fink)

2. Teil: Action in 14 Predetermined Sequences, 1976
Produktion Monte Video/TBA, NL

Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst
Aktion von Ulay, gefilmt von Marina Abramović

»Beschreibung der Aktion :
1. Ich hänge vor dem Haupteingang der Hochschule der Bildenden Künste eine Fotofahne 2,50m bei 2m Motiv: Reproduktion des Spitzweg-Gemäldes »Der arme Poet«.
2. Ich fahre mit eigenem Wagen zur Neuen Nationalgalerie.
3. Parke Wagen an der Rückseite der Neuen Nationalgalerie.
4. Gehe in die Neue Nationalgalerie.
5. Entferne aus der Neuen Nationalgalerie das Gemälde von Carl Spitzweg »Der arme Poet«.
6. Ich laufe aus der Neuen Nationalgalerie zu meinem Wagen.
7. Fahre in Richtung Berlin-Kreuzberg.
8. Stelle Wagen ab – 800m vor dem Künstlerhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg.
9. Laufe mit dem entfernten Spitzweg-Gemälde weiter zum Künstlerhaus Betanien.
10. Hänge vor den Haupteingang des Künstlerhaus Bethanien eine Farbreproduktion des Spitzweg-Gemäldes »Der arme Poet«.
11. Ich laufe vom Künstlerhaus Bethanien 150m weiter mit entfernten Spitzweg-Gemälde in die Muskauerstraße.
12. Ich betrete ein Haus für Gastarbeiterfamilien.
13. Ich gehe in die Wohnung einer türkischen Gastarbeiterfamilie.
14. Hänge das entfernte Spitzweg-Gemälde »Der arme Poet« in der Wohnung der türkischen Gastarbeiterfamilie an die Wand.«
Ulay (zit. nach /www.medienkunstnetz.de)

»Ulay (F. Uwe Laysiepen) riskiert 1976 eine präzise geplante Kunstaktion mit politischem Hintergrund. Diese »dadaistische Irritation der Berliner Kunstszene« übertritt die Grenze des Kunstraums Akademie, Museum und Künstlerhaus nicht nur symbolisch. Die Presse, deren Empörung wohl kalkuliert ist, wird später in der Studiogalerie Mike Steiners vom inszenierten Raub als Angriff auf den Kunstbetrieb informiert. Für seine Aktion gerichtlich belangt, wird Ulay vor die Wahl einer Gefängnis- bzw. Geldstrafe gestellt. Daraufhin verläßt er Deutschland, wird aber zwei Jahre später – bei einem Zwischenstop – auf dem Münchner Flughafen verhaftet und muß von einem Freund »freigekauft« werden« (zit. nach www.medienkunstnetz.de).

Dirck Möllmann

Details zu diesem Werk

S/W, Ton, VHS, PAL, 30 Min. Erworben 1998 Courtesy Electronic Arts Intermix Inv. Nr.: V-1998-34 Sammlung: © VG Bild-Kunst, Bonn, 2020

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