Ludwig Kunstmann

Heilige Maria, 1920 - 1930

Die Figuren »Heilige Maria« und »Der Evangelist Johannes« bilden ein Paar, dessen Auftraggeber und Vorbesitzer bis heute unbekannt sind. Typisch für die im Stil des Expressionismus ausgeführten Skulpturen sind die gelängten Gliedmaßen und der Bruch mit den natürlichen Proportionen; so sind die Beine Mariens auffallend lang, ihr Kopf ist betont schmal. Ihr Haupt neigt sich zur Seite, und die Arme sind wie in einer Trauergeste vor dem Oberkörper gekreuzt. Aufgrund dieser Gebärde und der Vergoldung liegt die Vermutung nahe, dass die Gestalt für eine Kreuzigungsgruppe geplant war, in der sich die Mutter trauernd ihrem geopferten Sohn zuwendet. Der Marienmantel ist zu beiden Seiten geöffnet und weist einen rüschenhaften Saum auf, der in den umgebenden Raum greift. Dadurch wird die streng vertikale Körperform aufgelockert.

Das Figurenpaar unterscheidet sich formal von anderen Arbeiten Kunstmanns in der Sammlung der Hamburger Kunsthalle – zumeist sind es voluminöse, weibliche Akte, die an Frauendarstellungen von Aristide Maillol erinnern. Kunstmann wurde in Regensburg als Holz- und Steinbildhauer ausgebildet und studierte an der Kunstakademie in Stuttgart, ab 1910 hatte er ein Atelier in Hamburg. Er war Mitbegründer der Hamburgischen Sezession, aus der er bereits 1920 wieder austrat. Kunstmann war als Bildhauer in Hamburg erfolgreich und führte viele Aufträge für die Ausstattung von öffentlichen Gebäuden aus, die größtenteils erhalten sind.

Josephine Karg

Details zu diesem Werk

Keramik, vergoldet Hamburger Kunsthalle, erworben mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung, 2008 Inv. Nr.: S-2009-1-a Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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