Jacques Lipchitz
Modern Art Foundry, New York, Giesser
Sitzender Mann mit Klarinette II, 1945
Der aus Litauen stammende Lipchitz lernte seit 1908 in Paris die Neuerungen der modernen Plastik kennen. Von der Freundschaft mit dem Maler Juan Gris inspiriert, arbeitete er seit 1913 im kubistischen Stil. Dabei entstanden seine Figuren aus dem in Gips geformten Modell. Als Motiv für die Einzelfiguren dieser Zeit bevorzugte er Musiker. Bei geringer Tiefe ist der streng umrissene Block des Klarinettenspielers auf Frontalansicht angelegt. Im Sinne des Kubismus führt Lipchitz in ihm verschiedene Perspektiven simultan zusammen. Auf der ruhigen, leicht unebenen Oberfläche erzeugen Licht und Schatten Volumen und Tiefe. Deutlich zu erkennen ist die Dreiecksform der Klarinette, in die die Finger als Negativform eingelassen sind. Sie trifft auf die geschwungene Form des Notenblatts. Gerade Linien, zarte Kurven und die Harmonie der Proportionen verwandeln die Gesamtfigur in einen stilisierten Klangkörper. Zu Sitzender Mann mit Klarinette II gibt es zwei Vorläufer, die in der Hamburger Fassung die stärkste Reduktion und Abstraktion erfahren haben.
Daniel Koep