George Minne

Kniender Jüngling, 1905 - 1906

Die künstlerischen Wurzeln des flämischen Bildhauers Minne liegen im Symbolismus. Kniender Jüngling von 1898 ist von intensiver Empfindung gekennzeichnet. Er hat den Kopf zur Seite gewandt und den Blick melancholisch zu Boden gerichtet. In angespannter Haltung umarmt er den eigenen Oberkörper, die Ellbogen laufen spitz in Dreiecksform vor seiner Brust zusammen. Blockhaft und von klaren Konturen umrissen ist die Figur in sich geschlossen. Sie verharrt, ganz auf sich selbst bezogen, ohne Bezug zur Außenwelt. Wegen der kantigen Linienführung, der Überlängung des Körpers und des gezielten Ausdrucks seiner inneren Bewegtheit wurde Minnes Kniender Jüngling in Deutschland als wichtiger Vorläufer des Expressionismus rezipiert. Minne gestaltete die Figur in Gips, Bronze und Marmor und platzierte sie in fünffacher Ausführung um seinen kreisförmigen Jünglingsbrunnen. Die Version in der Hamburger Kunsthalle ist die erste Fassung, die Minne in Marmor schuf. Als Einzelwerk entfaltet sie schlüssig eine monumentale und ergreifende Wirkung.

Daniel Koep

Details zu diesem Werk

Marmor Hamburger Kunsthalle, Geschenk Carl Georg Heise, 1980 Inv. Nr.: S-1980-5 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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