Rolf Nesch

Mädchen (Idol), 1939/40

Eine aus zwei unbearbeiteten Steinen zusammengesetzte Figur balanciert auf einem Granitsockel. Der längliche Stein bildet den Rumpf. Eine mit Draht umwickelte Stange hält Körper und Kopf zusammen. Der massive Kopf scheint zu schweben, die Schwerkraft außer Kraft gesetzt. Rolf Nesch kombinierte Findlinge und eine Spangenmaske aus Kupferblech und Draht zu einer Art Readymade. In das Blech der Maske sind Nase und Mund eingestanzt, halb aufgeklappte Plättchen imitieren Augenlider. Die Gestalt mutet wie eine Götzenfigur an, wie ein Fetisch, der magische Kräfte besitzt. Damit erinnert sie an Objekte aus völkerkundlichen Sammlungen, die Nesch studierte und selbst sammelte.

Nesch war in erster Linie Maler und Graphiker, gestalterisch stand er den »Brücke«-Künstlern und Edvard Munch nahe. Er hatte an der Akademie in Dresden studiert, wohin er nach dem Kriegsdienst 1919 zurückkehrte und Meisterschüler von Oskar Kokoschka wurde. Nach Stationen in Berlin und Esslingen ließ er sich 1929 in Hamburg nieder, wo er mit Kunsthallendirektor Gustav Pauli und dem Kunstsammler Gustav Schiefler im Kontakt stand. Ab 1931 stellte Nesch mit der Hamburgischen Sezession aus und wurde 1933 ihr Mitglied. Aus Protest gegen den Nationalsozialismus emigrierte er im gleichen Jahr nach Norwegen.

Josephine Karg

Details zu diesem Werk

Granit, Kupfer, Stahl Hamburger Kunsthalle, Geschenk des Künstlers, 1966 Inv. Nr.: S-1966-7 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk © VG Bild-Kunst, Bonn Foto: Christoph Irrgang

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