Henry Moore
Aufrechte innere/äußere Form, 1951 (Guss von 1959)
Die überlebensgroße Plastik besteht aus einer dickwandigen, organisch geformten Hülle und einer klar umrissenen Figur in deren Innerem. Die reflektierende Oberfläche, das negative Volumen, die zweifache Öffnung und die klar umrissene Binnenform bilden ein komplexes Zusammenspiel. Moore setzte dabei den Kontrast von Licht und Dunkelheit als zentrales bildnerisches Mittel ein. Zeitlebens interessierte ihn das Mutter-Kind-Motiv. Hier sind das Heranwachsen eines Embryos und die bevorstehende Individuation ebenso angesprochen wie das Bild eines Leichnams in einer mumienhaften Hülle. Die Dialektik von Leben und Tod und die Ambivalenz von Schutz und Beengung sind als Reaktion auf die Erfahrung des Zweiten Weltkrieges zu verstehen. Moores Plastiken waren nach 1945 besonders populär, da er in seiner organischen Abstraktion die Tradition der modernen Bildhauerei weiterführte und zugleich an der Darstellung des Menschenbildes festhielt. Nach 1950 erhielt er weltweit Aufträge für großformatige Werke im öffentlichen Raum.
Daniel Koep