Wilhelm Lehmbruck

Kopf eines Denkers, 1918

Auf dem langen Hals einer männlichen Gestalt sitzt ein ausladender Kopf mit angespannten Gesichtszügen. Schwere Gedanken beugen ihn zur linken Hand hinab, die fest gegen die Brust gepresst ist; die breiten Schultern enden abrupt in Stümpfen und lassen an gestutzte Flügel denken. Die in mattem Grau gehaltene fragmentierte Figur scheint versehrt, und ihr Ausdruck höchster Anstrengung wird durch die unruhig strukturierte Oberfläche noch verstärkt. Kopf eines Denkers gehört zu den letzten Skulpturen Lehmbrucks. Er schuf die Büste 1918 in Zürich, wohin er sich, vom Krieg gezeichnet, zurückgezogen hatte. Beeindruckt von den Bildhauern George Minne, Auguste Rodin und Aristide Maillol hatte er zuvor in Paris zu einer eigenen, unverwechselbaren Formensprache gefunden. Mit seinen Werken forderte er die traditionelle Figurenplastik heraus und suchte das Ideelle im Materiellen. Kopf eines Denkers gilt als Allegorie des Geistes, aber auch als verborgenes Selbstbildnis Lehmbrucks, der ein Jahr später in Berlin freiwillig aus dem Leben schied.

Karin Schick

Details zu diesem Werk

Kunststein Hamburger Kunsthalle, erworben 1948 Inv. Nr.: S-1948-3 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Walford/Dunkelberg

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