Maison Ad. Braun et Cie à Paris & Dornach, Fotograf, Drucker, Verleger
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler, Erfinder
Bildnis des Baldassare Castiglione / "PORTRAIT DE BALTHASAR CASTIGLIONE", 1896
Raffaels Bildnis des Baldassare Castiglione gehört zu den meistdiskutierten und zugleich rätselhaftesten Portraits von der Hand des Urbinaten. Auch im Medium der Reproduktionsgraphik setzten sich zahlreiche Künstler mit dem Gemälde auseinander (vgl. Inv.-Nr. 5586), sorgten für seine Verbreitung und verstärkten die anhaltende Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde. Ein frühes Beispiel einer fotografischen Reproduktion liegt mit dem Pigmentdruck von Maison Adolphe Braun et Cie vor. Die Fotografie selbst ist auf 1896 datiert; im Verkaufskatalog der Firma von 1913 wird sie mit dem Exemplar aus der Hamburger Kunsthalle entsprechenden Maßen unter der Nummer 1505 aufgeführt. (Anm. 1) Im Vergleich beispielsweise mit dem erwähnten Kupferstich Reinier van Persijns werden hier interessanterweise andere Ansprüche deutlich, die in Bezug auf die Reproduktion an den Pigmentdruck gerichtet werden. Während Persijn mit seinem Blatt neben der Wiedergabe des Gemäldes vor allem seine Virtuosität als Stecher unter Beweis zu stellen sucht und durch die Bezeichnung darüber hinaus seine kunsthistorische Kennerschaft auch hinsichtlich der Geschichte des Bildnisses demonstriert, konzentriert sich die Fotografie ganz auf eine Wiedergabe, die den künstlerischen Qualitäten des Gemäldes so nahe wie möglich kommt: Die individuelle Handschrift eines Fotografen wird hier zurückgestellt, die Virtuosität in der Beherrschung des Mediums erschien nunmehr darin, anknüpfend an zeitgenössische Diskurse den abgelichteten Gegenstand scheinbar neutral abzubilden. Gemäß dieses Anspruchs sollte es seinen Käufern den Besuch des Louvres, in welchem sich Castigliones Bildnis noch heute befindet, bequem von zuhause suggerieren und konnte durch seine scheinbare Objektivität als Substitut des Originales dienen, da es die Betrachtung des Gemäldes auf wissenschaftlichem Niveau durch die Wiedergabe auch kleinster Details ermöglichte.
Klara Wagner
1 Braun 1913, S. 221.