Horst Janssen, Radierer
nach Friedrich Olivier, Zeichner
Hartmut Frielinghaus, Drucker
oder Atelier Volker Sammet, Drucker
oder Jens Cords, Drucker
oder Leblanc, Drucker

"Franka n. Olivier", 1974 (radiert 04.01.1974; gedruckt 1974)

Teil der Folge: "Caspar David Friedrich", Rom 1974, Blatt 9

Nach dem Werkverzeichnis von Hartmut Frielinghaus umfasste die Auflage dieser Radierung 70 arabisch und 20 römisch nummerierte Exemplare sowie zehn Probedrucke. Sie ist Teil der Folge "Caspar David Friedrich", deren 17 Radierungen in den Jahren 1973-1974 entstanden und 1974 im Propyläen Verlag erschienen sind.

Horst Janssen setzt sich in dieser Radierung mit der Zeichnung „Franca im Tode“ (ehemals Kunsthalle Bremen, Kriegsverlust) auseinander, die Friedrich Olivier (1791–1859) im Jahr 1846 anfertigte. (Anm. 1) Zu sehen ist die am 2. Februar 1846 im Alter von sechszehn Jahren verstorbene Tochter Franca des Künstlers Julius Schnorr von Carolsfeld. (Anm. 1) Friedrich Olivier war ein Lehrer und Freund von Schnorr von Carolsfeld und von ihm gibt es noch eine weitere Zeichnung der toten Franca, die sich in der Hamburger Kunsthalle befindet (Inv.-Nr.: 2010-37). (Anm. 1) Janssen überträgt die Zeichnung Oliviers nahezu genau auf die Radierplatte, wodurch sie im Druck seitenverkehrt erscheint. Dem von einem Tuch umhüllten Kopf der jungen Frau stellt Janssen in seiner Radierung einem verwelkenden Blütenkopf, wahrscheinlich von einer Tulpe, gegenüber. Dieser weist in etwa die gleiche Größe wie der Frauenkopf auf und es sind der Stempel, zwei Blütenblätter sowie ein Stück des Stiels zu erkennen. Die Tulpe fügt sich nicht nur formal, sondern auch inhaltlich in die Komposition, da sie in der Kunst unter Anderen für die Vergänglichkeit steht. Jutta Moster-Hoos beschreibt dies wie folgt: „Inhaltlich bezieht Janssen die Blüte, die zwar nur als Fragment erhalten, aber eben nicht verwelkt ist, auf das junge Leben von Franca, die gewissermaßen aus dem Leben gerissen, aber nicht ‘verblüht’ ist.“ (Anm. 2) Die Zeichnung Friedrich Oliviers findet sich im ersten Band von „Deutsche Romantik. Handzeichnungen“, hrsg. v. Marianne Bernhard, den Janssen besaß und der ihm für einige der Radierungen aus der Caspar David Friedrichs Serie als Vorlage diente. (Anm. 3)

1 Vgl. Jutta Moster-Hoos in Moster-Hoos/Siebel 2011, S. 9–44, S. 26.
2 Jutta Moster-Hoos in Moster-Hoos/Siebel 2011, S. 9–44, S. 26.
3 Vgl. Bernhard 1974, S. 1055.

Literatur:
Moster-Hoos/Siebel 2011
Horst Janssen, Caspar David Friedrich – ein Zwiegespräch, in: Horst Janssen. Caspar David Friedrich - der Radierzyklus. Mit Beiträgen von Werner Hofmann, Jutta Moster-Hoos, Sabine Siebel, hrsg. v. Friedrich Scheele, Ausst.-Kat. Horst-Janssen-Museum Oldenburg, Oldenburg 2011, S. 9–44.

Bernhard 1974
Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 1: Carl Blechen (1798–1840) bis Friedrich Olivier (1791–1859), hrsg. v. Marianne Bernhard, Nachwort von Petra Kipphoff, München 1974.

Werkverzeichnisse:
Frielinghaus, Hartmut: Verzeichnis aller Janssen Radierungen zusammengefasst in Jahrgangsheften, Radierungen des Jahres 1974/75, [ff. Nr. 156 bis ff. Nr. 309], Hamburg 1984, o. S., Nr. 159.

Gäßler, Ewald (Hrsg.): Horst Janssen. Radierzyklen. Katalog und Werkverzeichnis, Hamburg 1995, S. 76; 83, Nr. 28/9.

Details zu diesem Werk

Radierung, Strichätzung, Flächenätzung auf Kupferplatte in Schwarz und Grau 147mm x 218mm (Platte) 250mm x 257mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Legat Gerhard Schack Inv. Nr.: JS-3354 Sammlung: KK Janssen-Archiv © VG Bild-Kunst, Bonn

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