Horst Janssen, Radierer
nach Caspar David Friedrich, Zeichner, Erfinder
nach Georg Friedrich Kersting, Zeichner
Hartmut Frielinghaus, Drucker
oder Jens Cords, Drucker
oder Atelier Volker Sammet, Drucker
oder Leblanc, Drucker

"Caspar D.", 22.12.1973 (radiert)

Teil der Folge: "Caspar David Friedrich", Rom 1974, Blatt 4

Die Auflage dieser Radierung umfasste nach dem Werkverzeichnis von Hartmut Frielinghaus 70 arabisch und 20 römisch nummerierte Exemplare sowie etwa zwölf Probedrucke. Sie ist Teil der Folge "Caspar David Friedrich", deren 17 Radierungen in den Jahren 1973-1974 entstanden und 1974 im Propyläen Verlag erschienen sind.

Werkverzeichnisse:

Frielinghaus, Hartmut: Verzeichnis aller Janssen Radierungen zusammengefasst in Jahrgangsheften, Radierungen des Jahres 1973, [ff. Nr. 310 bis ff. Nr. 500], Hamburg 1987, ff Nr. 500.

Gäßler, Ewald (Hrsg.): Horst Janssen. Radierzyklen. Katalog und Werkverzeichnis, Hamburg 1995, Nr. 28/4.


In seiner Radierung „Caspar D.“ stellt Horst Janssen nicht nur durch seine Bildsprache einen Bezug zu Caspar David Friedrich her, in dem er dessen wohl bekanntestes Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ (Hamburger Kunsthalle; Inv.-Nr.: HK5161) um 1817 aufgreift, sondern auch auf lyrischer Ebene. Janssens humorvolles Gedicht (vgl. auch Inv.-Nr.: JS-3351a) enthält gleich mehrere kunsthistorische Anspielungen, so werden neben dem Herrn bei Dämmerung bezogen auf den Wanderer, die kahlen Eichen erwähnt, die sich in Friedrichs „Klosterfriedhof im Schnee“ (Nationalgalerie Berlin, 1945 zerstört) von 1819 finden. Auch „Der Morgen“ von Philipp Otto Runge, dessen erste Fassung 1908 entstand und die zweite Fassung 1908/09 (Hamburger Kunsthalle; Inv.-Nr.: HK-1016 und HK-1022) findet Erwähnung und Friedrichs „Hünengrab im Schnee“ (Galerie neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden), das zwischen 1807 und 1819 entstanden ist. Die Radierung teilt sich somit etwa in zwei Hälften, von der die obere von dem Text eingenommen wird, während Janssen auf der unteren Caspar David Friedrich selbst an die Stelle seines Wanderer setzt. Als Vorlage diente ihm dafür die Bleistiftzeichnung „Caspar David Friedrich und Christian Gottlieb Kühn auf Wanderung“ (Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett), die Georg Friedrich Kersting 1811 anfertigte. Doch anstatt auf eine Landschaft zu blicken, blickt Friedrich in Janssen Radierung in dessen überdimensionales Gesicht, das zu ihm hinunter schaut. Janssen inszeniert sich in dieser Darstellung wie Friedrich, indem er zwei Selbstbildnissen Friedrichs, nämlich das Selbstbildnis um 1818 (Berlin Kupferstichkabinett und Sammlung der Zeichnungen) (Anm. 1) und das Selbstbildnis mit Mütze und Visierklappe (Hamburger Kunsthalle; Inv.-Nr.: 41114) (Anm. 2) von 1802 im eigenen Bildnis kombiniert. Die meisten von Janssen Vorlagen für seinen Caspar David Friedrich Zyklus finden sich in den zwei Bänden „Deutsche Romantik. Handzeichnungen“, hrsg. von Marianne Bernhard im Jahr 1974, so auch die beiden Selbstbildnisse. Alle Sujets erscheinen im Druck der Radierung dementsprechend seitenverkehrt zur Vorlage. Eine Verbindung der Text- und Bildelemente schafft Janssen allerdings nicht nur inhaltlich, sondern auch kompositorisch, indem er sowohl in der unteren linken als auch in der oberen rechten Ecke zusätzlich zur Strichätzung mit Flächenätzung arbeitet. Janssen widmete diese Radierung Petra Kipphoff (1937–2023), der damaligen Feuilletonredakteurin der Wochenzeitung „DIE ZEIT“, auf deren Vorschlag hin Janssen in den letzten Monaten des Jahres 1973 mit dem Radierzyklus „Caspar David Friedrich“ begann. (Anm. 3)

1 Vgl. Moster-Hoos/Siebel 2011, S. 9–44, S. 16 (Beitrag Sabine Siebel); vgl. Bernhard 1974, S. 333; vgl. Grummt 2011b, S. 579, Nr. 604.
2 Vgl. Bernhard 1974, S. 354; vgl. Grummt 2011a, S. 317-318, Nr. 314.
3 Vgl. Moster-Hoos 2011, S. 7–8, S. 7.


Literatur:
Bernhard 1974
Bernhard, Marianne (Hrsg.): „Deutsche Romantik. Handzeichnungen“, hrsg. v. Marianne Bernhard, 2 Bde., Bd. 1, München 1974.

Grummt 2011a
Grummt, Christiana: Caspar David Friedrich. Die Zeichnungen. Das gesamte Werk, Bd. I, München 2011.

Grummt 2011b
Grummt, Christiana: Caspar David Friedrich. Die Zeichnungen. Das gesamte Werk, Bd. II, München 2011.

Moster-Hoos 2011
Jutta Moster-Hoos: Einführung, in: Horst Janssen. Caspar David Friedrich - der Radierzyklus. Mit Beiträgen von Werner Hofmann, Jutta Moster-Hoos, Sabine Siebel, hrsg. v. Friedrich Scheele, Ausst.-Kat. Horst-Janssen-Museum Oldenburg, Oldenburg 2011, S. 7–8.

Moster-Hoos/Siebel 2011
Horst Janssen, Caspar David Friedrich – ein Zwiegespräch, in: Horst Janssen. Caspar David Friedrich - der Radierzyklus. Mit Beiträgen von Werner Hofmann, Jutta Moster-Hoos, Sabine Siebel, hrsg. v. Friedrich Scheele, Ausst.-Kat. Horst-Janssen-Museum Oldenburg, Oldenburg 2011, S. 9–44.

Details zu diesem Werk

Radierung, Strichätzung, Flächenätzung auf Kupferplatte in Schwarzbraun, Papier, hellbeige 442mm x 196mm (Platte) 532mm x 222mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Legat Gerhard Schack Inv. Nr.: JS-1766 Sammlung: KK Janssen-Archiv

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback