Henrik de Fromantiou
Jan van Huysum, ehemals

Blumenstillleben, 1667, um

Auf einer marmornen Konsole mit geraffter Decke sind in einer gläsernen Vase verschiedene Blumen zu einem üppigen Strauß zusammengefaßt, darunter Rosen, Tulpen, Nelken, Mohn, Schwertlilien, Schneeball, Paeonie, Tagetes und Weinlaub. Eine abgeknickte Schwertlilie berührt die Marmorplatte. Angezogen von der Blumenpracht sind ein Pfauenauge und ein Distelfalter, links hängt eine Kreuzspinne an ihrem Faden.
Die Zuschreibung an Fromantiou erfolgte durch Segal2 und Meijer3; zuvor wurde aufgrund der falschen Signatur angenommen, es handele sich um das früheste datierte Blumenstilleben Jan van Huysums.4 Bereits Bergström war verwundert über die symmetrische Anordnung der Blumen, die auf ältere Vorbilder verweise. Meijer hatte zunächst Willem Frederik van Royen als Maler vorgeschlagen, so auch Ter Kuile. Weitere Blumensträuße, die als Werke Van Huysums galten, konnten Fromantiou zugeschrieben werden; die Bilder in Leipzig und in der ehem. Slg. Edmond Huybrechts ebenfalls mit einer falschen Van Huysum-Signatur.5
Von Fromantiou sind mehrere signierte und datierte Blumenstilleben aus den Jahren 1660-1679 bekannt, ein ähnlicher Strauß stammt von 1667.6 Auf einem früher Willem van Aelst zugeschriebenen Bild verwendete er die Mohnblume mit den gezackten Blättern wieder.7 Auf Van Aelst, seit 1657 in Amsterdam tätig, gehen die Komposition und die Marmorplatte mit geraffter Decke zurück;8 jedoch sind die Blätter und Blüten schärfer gezeichnet, die zu Arabesken gewundenen Mohnblumen Van Aelsts weniger stark hervorgehoben. Typisch für Fromantiou ist auch die Vase mit den schlierenartig gemalten Glasnoppen.9 Dieselbe Konsole findet sich auf seinen Früchte- und Vanitas-Stilleben.
Eine Entstehung von Inv. 81 um 1667 ist wahrscheinlich.

Thomas Ketelsen 2001

1 Gemar-Koeltzsch 1995, Bd. 3, S. 360-364; F. G. Meijer, Louis Michiel (active c. 1665 - after 1681). A Little-Known Painter of Flowers, Fruit and Game Pieces, in: Oud Holland 111, 1997, S. 243-245, 251, Anm. 12.
2 Segal 1990.
3 Fred G. Meijer, Den Haag, briefl. Mitt. vom 23. 8. 1991.
4 Das früheste datierte Gemälde von Van Huysum ist von 1714; Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe, Inv. 380; Katalog Karlsruhe 1966, Bd. 1, S. 154.
5 Lw., 62,8 x 48,5 cm, Museum der bildenden Künste, Leipzig, Inv. 638; Katalog Leipzig 1995, S. 11 (als Van Aelst?); F. G. Meijer 1997 (wie Anm. 1), S. 244, Abb. 4. - Lw., ca. 91 x 75 cm, Privatbesitz; Segal 1990, S. 223, Anm. 9.
6 Lw., 73,5 x 58 cm, Verst. London (Sotheby's), 11. 12. 1996, Nr. 62; Meijer 1997 (wie Anm. 1), S. 245, Abb. 7. Vgl. auch Lw., 64 x 51 cm, Privatbesitz; Claus Grimm, Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister, Stuttgart/Zürich 1988, S. 174 f.
7 Lw., 60,5 x 47,5 cm, ehem. Kunsthandlung Norbert Pokutta, München; Weltkunst 59, 1989, S. 585.
8 Vgl. das Stilleben Van Aelsts im Mauritshuis, Den Haag, Inv. 2; Boeketten uit de Gouden eeuw, bearb. v. B. Brenninkmeyer-De Rooij, Zwolle/Den Haag, 1996, S. 54 f., Nr. 2.
9 Vgl. Kupfer, 27 x 19 cm, Privatbesitz; Segal 1990, S. 222 f., Nr. 55.

Details zu diesem Werk

Leinwand 89cm x 72cm (Bild) 104.5cm x 86.5cm (Rahmen) Vermächtnis Amsinck 1879 Inv. Nr.: HK-81 Sammlung: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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