Richard Wilson

Der Nemisee bei Rom, 1750

Von einer stark erhöhten Betrachterposition vom Monte Cavo herab und von der Nordostseite von Nemi aus und blickt man bei leicht bewölktem Himmel im Bildvordergrund auf das südwestliche Ufer des Nemisees bei Rom. Im linken unteren Bildteil befindet sich auf einem sonnenbeschienenen Plätzchen eine Gruppe von Spaziergängern, die den See betrachten. Linker Hand schiebt sich eine stark bewaldete Landzunge in den See und verstellt teils den Blick auf die dahinter sich im Sonnenlicht erstreckende Landschaft. Rechts im Hintergrund ist hoch über dem Seeufer mit wenigen Strichen eine Stadt (Genzano) angedeutet. In den erhaltenen Skizzenbüchern Wilsons aus der Umgebung von Rom finden sich ebenfalls zahlreiche Ansichten aus der Gegend des Nemisees, jedoch nur wenige, die diesen selbst zum Thema haben.3
Möglicherweise kann anhand der italienischen Beschriftung auf dem Keilrahmen von einer Entstehung vor Wilsons Rückkehr nach England 1755 ausgegangen werden. Mehrfach nahm der Künstler die bereits für Gaspard Dughet bedeutsame Topographie des Nemisees auf; die früheste datierte Ansicht ist ein Gemälde von 1752 in der Sammlung des Duke of Buccleuch.4 Constable wertete Inv. 802 als Variante einer seinerzeit im Londoner Kunsthandel befindlichen Darstellung aus dem Jahr 1753.5 Zwei Werke aus dem folgenden Jahr, ein Gemälde im Metropolitan Museum und eine Zeichnung, deren Verbleib unbekannt ist, zeigen dagegen den Blick auf den See von Genzano aus.6 Nach seiner Abreise aus Italien griff Wilson das Thema 1758 noch einmal auf, erweiterte die Darstellung bei größerem Format jedoch um Staffagefiguren aus der römischen Mythologie.7 M. S.

1 Zur Biographie vgl. zuletzt F. Dal Forno, Francesco Zuccarelli, pittore paesaggista del Settecento, Verona 1994, S. 34.
2 Siehe Constable 1953, S. 207.
3 Vgl. B. Ford, The Drawings of Richard Wilson, London 1951, S. 24 f.
4 Slg. The Duke of Buccleuch, Boughton House, England; s.
D. H. Solkin, Some Variations by Richard Wilson on a Theme by Gaspard Dughet, in: The Burlington Magazine 123, 1981, S. 410, Abb. 24.
5 Siehe Constable 1953, S. 207, Taf. 92a (1823 von Thomas Hastings nachgestochen).
6 Siehe D. Sutton, A. Clements, An Italian Sketchbook. Richard Wilson, 2 Bde., London 1968, Bd. 1, S. 28, Abb. 26, 27.
7 Slg. Hoare, Stourhead, England; vgl. Solkin 1981 (wie Anm. 4), S. 410 f., Abb. 23.

AUSST.: William Turner und die Landschaft seiner Zeit, hrsg. v. Werner Hofmann, Hamburger Kunsthalle 1976,
S. 251, Nr. 226, Abb., Taf. XXVI.
LIT.: William George Constable, Richard Wilson, London/Cambridge (Mass.) 1953, S. 207; Helmut R. Leppien, Erwerbungen für die Gemäldegalerie im Jahre 1976, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 22, 1977,
S. 188, Abb.; Werner Hofmann, Hamburger Erfahrungen 1969-1990, Hamburg 1990, S. 36, Abb. 15.

Details zu diesem Werk

Leinwand 63.2cm x 77.1cm (Bild) 82cm x 93.5cm (Rahmen) Erworben 1975 aus Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung Inv. Nr.: HK-802 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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