Friedrich Rosenberg

Die Bastion Vincent in Hamburg, um 1796

Rosenbergs kleinformatige, topographische Ansicht, die Ende des 18. Jahrhunderts entstand, ist bis heute von historischem Interesse, zeigt sie doch mit der Bastion Vincent das an der Alster gelegene Areal, auf dem sich die Hamburger Kunsthalle befindet. Der niederländische Festungsbaumeister Johan van Valckenburgh (um 1575–1625) hatte die zu damaliger Zeit größte Befestigungs- und Verteidigungsanlage nördlich der Alpen in Hamburg geplant und den Bau ab 1616 beaufsichtigt. Der stetig andauernde Konflikt mit dem benachbarten Altona, das zu Dänemark gehörte, sowie die Gründung des Kriegshafens Glückstadt im Jahr 1616 durch den dänischen König Christian IV., hatten diese Schutzmaßnahmen aus Sicht der Hamburger dringend erforderlich gemacht. Als sich der Schauplatz der Gefechte des Dreißigjährigen Krieges in den 1620-er Jahren nach Norddeutschland verlagerte, war die Stadt militärisch uneinnehmbar geworden und blieb von blutigen kriegerischen Auseinandersetzungen verschont. Die Unbezwingbarkeit Hamburgs rechtfertigte letztendlich auch den hohen finanziellen Aufwand für den Bau der Verteidigungsanlagen, denn zum einen wurden die Bürger zur Kasse gebeten und mussten eine sogenannte Wallsteuer entrichten. Zum anderen war das Mehrfache an städtischen Jahreseinnahmen in das Unterfangen geflossen. Die insgesamt 22 Bastionen in der Stadt wurden nach den Vornamen der Ratsmitglieder benannt, die 1621 im Amt waren, so die Bastion Vincent nach dem damaligen Hamburger Bürgermeister Vincentius Moller.
Rosenberg kam im Jahr 1794 nach Stationen in Zürich, Paris und Straßburg aus Holland nach Hamburg und ließ sich schließlich im Sommer 1795 in Altona nieder. In seiner Darstellung der Bastion Vincent erinnert nicht mehr viel an die ursprüngliche Ausrichtung der Wallanlage zu Verteidigungszwecken. Der Ausschnitt zeigt ein eher verwildertes Gelände mit einem breiten Weg links, der vom Ostende der Lombardsbrücke in die Anlage führt, und dem Ufer der Binnenalster rechts im Vordergrund. Das von einem Bretterzaun umgebende Häuserensemble diente dem Offizier und seinen Mannschaften als Unterkünfte. Nachdem man bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen hatte, einige Wälle um die Stadt herum einzuebnen, wurde zwischen 1829 und 1837 der Bremer Landschaftsgärtner Isaak Altmann damit beauftragt, die aus den Erdmassen der Bastion Vincent entstandene Alsterhöhe in einen Park umzuwandeln und Grünflächen anzulegen. Doch nur 26 Jahre später wurde der Wall endgültig abgetragen und im gleichen Jahr 1863 der Grundstein für die Errichtung der Kunsthalle gelegt.

Sandra Pisot

Details zu diesem Werk

Öl auf Eichenholz 19.5cm x 25.8cm (Bild) Hamburger Kunsthalle, erworben 1958 Inv. Nr.: HK-774 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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