Philipp Peter Roos, gen. Rosa da Tivoli

Hirten mit Herde am Brunnen, um 1690-1695

Vor dramatisch bewölktem Himmel, dem insgesamt in der Komposition jedoch kaum Raum gegeben wird, zeichnet sich in der Bildmitte neben Ruinen und Elementen aus einer höfischen Gartenanlage gegen den graublauen Hintergrund ein Hirte deutlich ab, der auf seinem Pferd sitzt. Im Vordergrund sind eine Vielzahl von verschiedenen Tieren in leichter Aufsicht vor den Augen des Betrachters wie aufgereiht. Die Bildränder sind beidseitig durch in den Bildraum hereindrängende Stiere und Ziegen markiert. Im Unterschied zu den beiden Hirten, von denen der ältere rechts der Säule, vor der sich ein dunkelbrauner Stier postiert hat, fast unscheinbar verharrt, sind die Blicke fast aller Tiere aus dem Bild heraus gerichtet. Der Hirte, der auf einem grauen Pferd sitzt, führt ein braunes, auffallend geschmücktes Pferd mit sich, das einige Waren transportiert, darunter einen Bastkorb, aus dem ein junges Zicklein herausblickt. Die Mitte des Vordergrunds nimmt ein etwas struppiger Hund ein, der sich in die Bildtiefe hinein zu bewegen scheint. Die Tiere sind mit großer Sorgfalt bis hin zu einzelnen Details des Fells und der Physiognomie gemalt.
Jedding reiht diese Art der dicht mit Herdentieren gefüllten Komposition in die Phase um 1690 bis 1695, da Roos in jenen Jahren den auf seinem Tier sitzenden Hirtenjungen »derart über seine Herde erhoben« wiederholt dargestellt hat, wodurch sich der gewollte »Theatereffekt« unschwer einstellt. M. S.

1 L. Salerno, Pittori di paesaggio del Seicento a Roma, [mit engl. Übers. v. C. Whitfield, C. Enggass], 3 Bde., Rom 1980,
Bd. 3, S. 1076-1078 (mit weiteren Quellenangaben zum Leben).

LIT.: Karl Woermann, Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden/Generaldirektion der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Grosse Ausg., Dresden 1887, Inv. 2040; Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Dresden 1920, Dresden [u. a.], S. 211; Paul Cassirer, Aus königlich sächsischem Besitz im Auftrage des Hauses Wettin, Albertinische Linie e. v., mit einem Anhang von Kunstgegenständen aus Gräflich-Brühlschem Besitz und anderem Besitz, Berlin 1926, Nr. 367; Versteigerungsergebnisse in: Der Cicerone 18, Leipzig 1926, S. 51, Nr. 367; Dietrich Roskamp, Erwerbungen für die Gemäldegalerie
im Jahre 1958, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 4, 1959, S. 144 (bis 1740 Audienzzimmer König August II., Dresden), Abb. 2; Katalog 1966, S. 131 (mit Provenienzangabe »des Steinhäuserschen Inventars. Wurde 1740 aus dem Audienzzimmer in die Galerie überführt«); Hermann Jedding, Johann Heinrich Roos. Werke einer Pfälzer Tiermalerfamilie in den Galerien Europas, Mainz 1998, S. 346, Nr. 295, S. 211, Abb. 298.

Details zu diesem Werk

Leinwand 146.5cm x 220cm (Bild) Inv. Nr.: HK-771 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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