Niels Klim ist der Held eines aufklärerischen, an Swift geschulten Reiseromans von Ludvig Holberg, Niels Klims unterirdische Reise (erste lat. Ausgabe 1735, deutsch 1741, dänisch 1742). Abildgaard stellt eine Szene aus dem elften Kapitel dar, in der Klim nach verschiedenen Abenteuern als Schiffbrüchiger von zwei Quamiten gerettet wird. Diese sind Angehörige des menschenähnlichsten unter allen fiktiven Völkern, denen der Held des Romans begegnet. Ganz im Sinne der aufklärerischen Vorstellung vom „edlen Wilden“ sind Holbergs Quamiten schlicht, arm und bedürfnislos, doch Niels Klim schwingt sich zum absolutistischen Herrscher über das unterirdisch lebende Volk auf und korrumpiert es, indem er alle Fehler menschlicher Zivilisation vermittelt. Das endet in Krieg und einer Katastrophe, die Klim vergeblich durch Landesverrat an seinen Untertanen, den Quamiten, hinauszuzögern versucht.2

Inv. 740 diente als Vorlage für eine der ab 1786 gestochenen Illustrationen von Johan Frederik Clemens für die dänische Neuübersetzung des Romans; die durch Jens Baggesen bearbeitete Ausgabe erschien 1789.3 Monrad datiert das Gemälde daher überzeugend auf die zweite Hälfte der 1780er Jahre, ebenso die anderen neun der insgesamt zehn Vorlagen Abildgaards im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen.4

M.S.
1 Vgl. K. Voss, Maleren Abildgaard, Kopenhagen 1973; N. A. Abildgaard, Til mine Landsmænd, der have læst den urigtige Beskrivelse og Forklaring over Maleriet af Kong Christian den Tredies Historie, Kopenhagen 1785.
2 Siehe G. Syamken in: Ausst.-Kat. Hamburg 1989, S. 144, Nr. 114.
3 Vgl. L. Swane, J. F. Clemens. Biografi samt fortegnelse over hans kobberstik, Kopenhagen 1929, S. 211, Nr. 239 (Kupferstich, 183 x 122 mm).
4 Siehe Monrad 1990, S. 113f.


AUSST.: Beschreibung derjenigen Kunstwerke, welche von der Königlichen Akademie [...] öffentlich ausgestellt sind, Berlin 1793, S. 15, Nr. 70 o. 71; Neue Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle 1945--1955, Hamburger Kunsthalle 1955, S. 10, Nr. 1; Europa 1789. Aufklärung, Verklärung, Verfall, hrsg. v. Werner Hofmann, Hamburger Kunsthalle 1989, S. 144, Nr. 114, Abb., Farbtaf. 7 (Text v. Georg Syamken).
LIT.: Katalog 1956, S. 16; Alfred Hentzen, Erwerbungen 1951--1957, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 3, 1958, S. 151, Abb. 6; Katalog 1966, S. 16; Thomas La Brie Sloan, Neoclassical and Romantic Painting in Denmark, 1754--1848, Phil. Diss. Northwestern University, Boston 1972, S. 66-68; Kaspar Monrad, Et genfundet Abildgaard-maleri; in: Hanne Jönsson et al. (Hrsg.), De lyse sale. Festskrift til Bente Skovgaard, Kopenhagen 1990, S. 113f.

Details zu diesem Werk

• Provenienz

  Nicola Abraham Abildgaard (1743 - ? ), vor 1789 - ? (1); […] (2); Privatbesitz, Berlin, 1793 (3); [...] (4); Slg. Sophie Fohn (1899 - 1990), Bozen/München, ? - bis mindestens Ende 1939 (5); Slg. Christian Adolf Isermeyer (1908 - 2001), Hamburg, nach 1939 - 1954 (6); erworben von diesem mit Mitteln der Campe'schen Historischen Kunststiftung, 1954 (7)
  
  1) Es ist zu klären, wann, wie, an wen und für wie viel Abildgaard das Werk verkaufte oder gab.
  2) Bislang unbekannte Provenienz/en.
  3) siehe Schreiben vom 04.0.1988 von Kasper Monrad (Original in Akte)
  4) Bislang unbekannte Provenienz/en.
  5) siehe Schreiben vom 04.0.1988 von Kasper Monrad (Original in Akte), siehe Schrieben von Sophie Fohn an das Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, 27.11.1939 (K. in Akte).
  6) siehe 7), siehe handschriftliche Bemerkung auf dem Schreiben vom 02.09.1988 vin Leppien an Isermeyer.
  7) Inventar Gemälde, S.#. HAHK #. Die Ankaufssumme belief auf 400 Deutsche Mark.
  
  Stand: 11.06.2014, Ute Haug, 12.03.2025, Franka Groon.
  Status: in Bearbeitung, ungeklärt, bedenklich.
  
  Zitierweise nachfolgendem Schema: Künstlername, Werktitel, Inv. Nr., Provenienz und Link, sowie Name Bearbeiter*in, letzter Stand und Zugriffsdatum.
  Cite according to the following scheme: artist's name, title of work, inv. no., provenance and link, name of editor, last status, as well as date of access.
  
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• Bibliographie

  Neue Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle 1945-1955; Hamburger Kunsthalle, 1955, S. 10, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 1

  Hamburger Kunsthalle. Erwerbungen 1951-1957, Alfred Hentzen, 1958, S. 151. Abb., Abb.-Nr.

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Carl Georg Heise, 1966, S. 16, Abb. S. S. 16, Abb.-Nr.

  Die Campe'sche Historische Kunststiftung. Erwerbungen seit 1945; Hamburger Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1964, S. 9, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 1

  "Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen." Dreihundert Jahre Akademie der Künste/Hochschule der Künste 1696-1996; Berlin, Akademie der Künste, 09.06.-15.09.1996, 1996, S. 184-185, Abb., Abb.-Nr. , Kat.-Nr. II 2/145

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, 1956, S. 16, Abb.-Nr.

  Die Kataloge der Berliner Akademie-Ausstellungen 1786-1850, Helmut Börsch-Supan, 1971, S. 1793 40 - 107, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 70-71

  Die deutschen, englischen, französischen, italienischen und spanischen Gemälde 1350-1800 (Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, Bd. 1), Martina Sitt; Herausgeber: Uwe M. Schneede und Martina Sitt, 2007, S. 34-35, Abb., Abb.-Nr.

  Bilder gegen Kirche und König. Abildgaards Illustrationen zu Holbergs Roman „Niels Klims unterirdische Reise“, Dorothee Gerkens/Mareike Wolf, 2009, S. 115 f., Abb. S. 117, Abb. 6, Abb.-Nr.

  Einmal Unterwelt und zurück. Die Erfindung des Jenseits, Astrid Ducke; Residenzgalerie, 2012, S. 146, 268, Abb., Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 1

  Nicolai Abildgaard. Der Lehrer von Friedrich und Runge, Herausgeber: Jenns E. Howoldt und Hubertus Gaßner, 2009, S. 117, Abb. 6, Abb.-Nr.

  IDEA. Jahrbuch der Hamburger Kunsthalle 2005-2007. Im Fokus Kunst um 1800, Herausgeber: Uwe Fleckner, Hubertus Gaßner, 2009, S. 120-128, Abb., Abb. S. Titel, Abb.-Nr.

  Entfesselte Natur: Das Bild der Katastrophe seit 1600, Herausgeber: Markus Bertsch für die Hamburger Kunsthalle; Hamburg 2018, 2018, S. 318, Abb. S. 320, Abb.-Nr. , Kat.-Nr. 169