Georg Ludwig Eckhardt

Selbstbildnis mit Familie, 1790-1794

Selbstportrait des jungen Künstlers, der rechts im Profil und mit halb verschattetem Gesicht vor der Staffelei gezeigt ist. Vor ihm die um einen Flügel gruppierten Eltern, der Hamburger Kunsthändler Johann Jacob Eckhardt und seine Frau in weißem Baumwollkleid mit über Kreuz geschlungenem »fichu«, ganz links die musizierende jüngere Schwester im Seidenkleid mit Brusttuch. Ungeachtet der herausgehobenen Betrachterposition des Malers steht das Elternpaar, flankiert von den künstlerisch tätigen Kindern, im Zentrum des Gemäldes.
Der hierarchische Bildaufbau verknüpft »das letztlich patriarchalische Ideal familiärer Harmonie«1 der bürgerlichen Aufklärung mit einer Intimität, die vor allem durch die einander zugeneigte Sitzhaltung der Eltern und die enge Gruppierung um den Flügel geschaffen wird. Das Interieur ist betont schlicht gehalten und lässt nichts vom Wohlstand des Kunsthändlers erkennen. Die ausgewogene, zurückhaltende Farbigkeit setzt einzig durch den Kontrast zwischen dem schwarzen Rock des Künstlers und einem roten, über die Stuhllehne drapierten Stück Tuch einen Akzent, der die doppelte Stellung des Malers als Mitglied der Familie und als ihr Beobachter hervorhebt.
Vorrangig durch diese ambitionierte Selbstdarstellung innerhalb eines Gruppenportraits, das geschickt Züge des musikalischen »conversation piece« mit einer Darstellung des Malers bei der Arbeit verbindet,2 kann Eckhardt als »das wohl bedeutendste Talent im Vorfeld von Runges Auftreten« in Hamburg gelten.3 G. W.

1 Schoch 1989, Bd. 1, Nr. 183.
2 Vgl. M. Praz, Conversation Pieces. A Survey of the Informal Group Portrait in Europe and America, University Park/London 1971, S. 181-198.
3 Jörg Traeger, Philipp Otto Runge und sein Werk, München 1975, S. 16.

AUSST.: Volk und Familie, Hamburger Kunsthalle 1937,
o. S., Nr. 75; Neue Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle 1945-1955, Hamburger Kunsthalle 1955, S. 10, Nr. 7, Abb.; Der letzte Schrei. Eine Modeausstellung der Hamburger Museen, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 1976, Abb. S. 29; Das Bild des Künstlers, bearb. v. Siegmar Holsten, Hamburger Kunsthalle 1978, Nr. 198, Abb.; La Révolution française et l’Europe 1789-1799, 3 Bde., Grand Palais, Paris 1989, Bd. 1, S. 140, Nr. 183, Abb. S. 138 (Text v. Rainer Schoch).
LIT.: Katalog 1956, S. 54; A. Hentzen, Erwerbungen der Kunsthalle: Gemälde 1951-1957, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 3, 1958, S. 150; Katalog 1966,
S. 56; Meisterwerke 1969, o. S., Abb. 152.

LIT.: Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für das Jahr 1907, Hamburg 1908, S. 10 (als männliches Bildnis); Katalog 1918, S. 43; Katalog 1921, S. 44; Katalog 1930, S. 41; Katalog 1956, S. 54; Katalog 1966, S. 56.

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 111.7cm x 125cm (Bild) 131.5cm x 145.5cm (Rahmen) Test Test Inv. Nr.: HK-736 Sammlung: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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