Jakob Philipp Hackert
Die Wasserfälle von Tivoli, 1785
Mit seinen Tempeln und Parkanlagen der römischen Antike war Tivoli bei Rom beliebtes Ziel für Bildungsreisende des 18. Jahrhunderts. Hackert zeigt die Wasserfälle von Tivoli aus seitlicher Perspektive von unten als erhabenes Naturspektakel. Wirkungsvoll kontrastiert der feine Nebel der Wassermassen, die sich in Kaskaden nach unten stürzen, mit den kantigen Gesteinsformationen. Gefasst von einer idyllischen Schäferszene im Vordergrund, dem von der Sonne beleuchteten Glockenturm auf der Anhöhe und dem Bergmassiv links im Hintergrund ist das Naturspektakel zentral in der Tiefe des Bildraums verankert. Die Akzentuierung von Horizontalen und Vertikalen betont den statuarischen Bildaufbau. Die Urkraft des Wassers, die von Zeitgenossen im politischen Sinne als Inbild ständigen Wandels verstanden wurde, ist in einer strengen Komposition in ihr kulturgeschichtlich bedeutsames Umfeld eingebettet. Darin offenbart sich die klassizistische Landschaftsauffassung des Malers, der ab 1787 für einige Jahre zum Zeichenlehrer Goethes wurde.
Daniel Koep