Jan Frans van Dael
Blumenstilleben
Ein Blumenkorb ist mit einer blauen, durch den Griff geführten Schleife an einem Baumstamm befestigt. Im Strauß steckt ein weißes Couvert, wohl mit einem Liebesbrief. Nach Van Daels Notiz auf der Rückseite handelt es sich um die Skizze zu seinem ersten Blumenbild, das im ersten Jahr der Revolution in der Galerie des Kunsthändlers Jean Baptiste Pierre Lebrun (18. - 21. 6. 1789) ausgestellt und von der Gräfin d'Ursel (Brüssel) gekauft worden war.2 Die von dem Ehegatten der Malerin Vigée-Lebrun veranstalteten Verkaufsausstellungen standen in Konkurrenz zum offiziellen Salon, der allein den Mit-gliedern der Akademie vorbehalten war und erst 1791 allen Künstlern zugänglich gemacht wurde.3
Eine nahezu identische Komposition Van Daels stammt von 1796.4 Die späte Datierung schließt aus, daß es sich um das in der Notiz erwähnte Blumenstilleben handelt. Das Blumenarrangement ist leicht verändert, einzelne Blumen wie Tulpen und Mohn sind hinzugefügt, die Schleife fehlt. Vermutlich ist es das 1796 im Salon ausgestellte Gemälde Une corbeille de différentes fleurs, attachée à un chêne, auch als Corbeille à Julie bekannt.5 Nach der Hamburger Skizze hätte Van Dael somit mindestens zwei Versionen gemalt.
Thomas Ketelsen 2001
1 Zur Biographie s. De David à Delacroix. La peinture français de 1774 à 1830, bearb. v. F. Cummings u. a., Ausst. Kat. Grand Palais, Paris u. a. 1974/75, S. 635 f.
2 Ebd., S. 635.
3 A. Sfeir-Semler, Die Maler am Pariser Salon 1791-1880, Frankfurt/New York 1992, S. 34-38; J. F. Heim u. a., Les Salons de Peinture de la Révolution française 1789-1799, Paris 1989, S. 16.
4 Lw., 44,4 x 36,8 cm, Verst. London (Christie's), 20. 10. 1972, Nr. 2.
5 De David à Delacroix 1974/75 (wie Anm. 1), S. 635. Für
Van Daels Gemälde Das Grabmal von Julie (1803/04) existiert eine im Format geringfügig kleinere Skizze; Verst. London (Sotheby's), 8. 7. 1999, Nr. 33.
Lit.: Unveröffentlicht.