Vor einer Architektur mit Postament und Säule ist ein Jagdstilleben ausgebreitet, links zwei Hunde. An dem Stuhl mit angelehnter Flinte hängen ein Jagdhorn und zwei Rebhühner; auf der Sitzfläche ein Buchfink und ein Schießpulverhorn. Auf dem Boden davor liegen ein toter Hase auf einem Sattel, daneben verschiedene tote Vögel und Jagdzubehör wie Tasche und Köcher. Eine Stockente ist an einem Bein an der Wand aufgehängt, in der Nische stehen eine Weinflasche und ein Weinglas. Rechts hängt ein Vogelbauer.
Von der Komposition existieren zwei wesentlich größere Fassungen, die den Bildausschnitt links und oben verkürzt wiedergeben.3 Auf dem Bild ehem. Slg. Halifax ist ein zweiter erlegter Hase hinzugefügt. Inv. 697 ist von hoher malerischer Qualität. Mit großer Feinheit sind das Gefieder der Vögel und die am Boden liegenden Federn wiedergegeben. Im Unterschied zu den großformatigen Jagdstilleben handelt es sich um ein Kabinettstück, dem die Grün-, Orange- und Brauntöne des Jagdzubehörs einen besonderen farblichen Reiz verleihen.

Thomas Ketelsen 2001

1 E. Greindl, Les peintres flamands de nature morte au
XVIIe siècle, 2. Aufl., Sterrebeek 1983, S. 111, 356-358 (Verzeichnis der Werke ohne Angabe von Inv. 697); Maere/Wabbes 1994, Bd. 1, S. 188f.
2 Gewöhnlich signierte der Künstler mit Gryef oder Gryeff.
3 Lw., 129,5 x 198 cm, Verst. Earl of Halifax u. a., London (Christie's), 12. 12. 1947, Nr. 49. - Lw., 120 x 170 cm, Verst. Wien (Dorotheum), 12.-18. 10. 1982, Nr. 560 (als flämisch,
18. Jahrhundert), die Eigenhändigkeit ist anhand der Abb. nicht zu beurteilen.

Lit.: Unveröffentlicht.V

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Bez. unten links A.Gryf. f.2

  Beschriftung fremd: Rückseite: Drei rote Lacksiegel; mehrere Aufkleber 1.) 27 (teilweise abgerissen), 2.) Nro. 137 [?] / A. Gryef, 3.) [...] Mory [?], 4.) Eintrag aus einem Auktionskatalog 62: Still-Leben mit zwei Hunden. Rechts auf einem Stuhle hängen ein Jagdhorn, eine Flinte und zwei Birkhühner. Vor demselben am Boden liegend, auf einem Sattel, ein todter Hase, daneben verschiedene todte Vögel und eine Jagdtasche. Links unten die Bezeichnung A. Gryef f. Holz H. 35. Br. 48, 5.) 14, 6.) 846 [?]; links daneben am oberen Kleberand No. 69; Aufschrift in roter Farbe auf der Tafel: 258 [laufende Nummer der Verst. Schlüter, 24.9.1941].

• Provenienz

  Adriaen de Gryeff (um 1670 - 1715), ? - ? (1); [...] (2); Slg. Familie Graf von Kessler, ? - ? (3); [...] (4); "Gemälde-Versteigerung im behördlichen Auftrage" beim Versteigerer Carl F. Schlüter, Nr. 258, Hamburg, 24.9.1941 (4); Ankauf von dort, 24.9.1941 (6)
  
  1) Es ist zu klären wann, an wen und wie de Gryeff das Werk verkaufte oder gab.
  2) Bislang unbekannte Provenienz/en. Auf der Rückseite befinden sich einige Provenienzmerkmale, die weitere Herkunftsstationen des Werkes vermuten lassen. Sie konnten bislang noch nicht entschlüsselt werden.
  3) Nach freundlicher Auskunft von Peter Marx vom Deutschen Adelsarchiv, E-Mail vom 2.9.2020, handelt es sich bei dem Sigel mit der neunzackigen Krone und dem sich nach links wendenden Pegasus, um das der Familie Graf von Kessler. 1879 wurde Adolf Wilhelm Kessler (Hamburg 24.11.1839 - 22.5.1895 Paris) in den erblichen Preußischen Adelsstand erhoben (ab dann von Kessler) und 1881 in den erblichen reußischen Grafenstand (ab dann Graf von Kessler). Er ist der Vater des Kunstsammlers Harry Clemens Ulrich Graf von Kessler (Paris 23.5.1868 - 30.11./4.12.1937 Lyon). Siehe auch: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Bd VI, 1987.
  Es ist zu klären, wann das Werk in die Sammlung von Kesslers kam und wann es sie wieder wie verließ.
  4) Bislang unbekannte Provenienz/en. Weitere bislang unentschlüsselte Sigel und Nummern, die auf Sammlungsregistrierungen oder Auktionen hinweisen, befinden sich auf der Rückseite des Werkes.
  5) HAHK: Slg 5 Angebote; Slg 4 Rückerstattungsangelegenheiten 1940-1952, gemäß Gesetz No. 59 (Judenbesitz), Schreiben vom 22. April 1949; Slg 20 Verkaufsliste Schlüter. Bei dieser Versteigerung handelt es sich vermutlich hauptsächlich oder ausschließlich um Gegenstände, die zuvor im Hamburger Hafen von der Gestapo beschlagnahmt worden waren. Auf der Liste wird zudem die Lager Nr. "1713" aufgeführt, die bislang noch nicht entschlüsselt werden konnte.
  6) Die Ankaufssumme betrug 1000 Reichsmark (RM). HAHK: Slg 4 Rückerstattungsangelegenheiten 1940-1952, gemäß Gesetz No. 59 (Judenbesitz), Schreiben vom 22. April 1949; Slg 20 Verkaufsliste Schlüter.
  
  Kein Befund bei: „German Sales 1901-1945“ - Auktionskataloge der Jahre 1901 bis 1945 aus Deutschland, der Schweiz und Österreich (abermals 18.2.2020, Ute Haug); Keine Suchmeldung in lostart.de nach einem Werk von Gryeff (abermals 19.2.2020, Ute Haug).
  
  Stand: 18. und 19.2., 2. und 18.6., 28.8., 2. und 3.9. 2020, Ute Haug.
  Status: in Bearbeitung, ungeklärt, sehr bedenklich.
  
  Zitierweise nach folgendem Schema: Künstlername, Werktitel, Inv. Nr., Provenienz und Link, sowie Name Bearbeiter*in, letzter Stand und Zugriffsdatum.
  Cite according to the following scheme: artist's name, title of work, inv. no., provenance and link, name of editor, last status, as well as date of access.
  
  Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen? Bitte richten Sie eine Nachricht an Dr. Ute Haug unter ute.haug[at]hamburger-kunsthalle.de.
  Do you have questions, criticism or suggestions? Please send a message to Dr. Ute Haug at ute.haug[at]hamburger-kunsthalle.de.

• Bibliographie

  Die niederländischen Gemälde 1500-1800, Thomas Ketelsen; Herausgeber: Uwe M. Schneede, 2001, S. 107, Abb.-Nr.