Pieter Schoubroeck

Philippus tauft den Kämmerer aus Äthopien, um 1606 (ab 1592/1602)

Ein hoch aufragendes Felsmassiv erhebt sich vor einer hell beschienenen hügeligen Landschaft; zu der Burganlage darauf führt links eine steile Rampe. Zu Füßen des verschatteten Felsens windet sich ein Weg über eine steinerne Brücke auf die Stelle zu, wo Philippus den äthiopischen Kämmerer tauft (Apostelgeschichte 8, 26-38).3 Das Gefolge des Kämmerers ist in ein helles Licht getaucht, das die Gewänder der Soldaten in Rosa, Orange und Grün vor dem dunklen Grund eindrucksvoll herausstellt. Felsen mit Bäumen rahmen die Szene ein. Die sorgfältig bis zu den Blättern wiedergegebenen Bäume und das Buschwerk sind für Schoubroeck charakteristisch. In der Ferne sprengen Reiter über eine Brücke heran, auf einem Hügel steht ein Galgen.
Schoubroeck hat seine bizarren Felslandschaften mit nur leichten Veränderungen häufig variiert.4 Große Übereinstimmung besteht zu einem Gemälde in Berlin, das die Burg um 180 Grad gewendet zeigt;5 dort öffnet sich der Blick in die lichtbeschienene Landschaft auf der linken Seite. Im Vordergrund ist die Begegnung von David und Abigael dargestellt; die Reitertruppen sind mit ähnlichen Standarten versehen. Auch die Themen seiner Gemälde wie die Taufe des Kämmerers griff Schoubroeck wiederholt auf. Die Figuren auf dem Gemälde in Saarbrücken stimmen mit denen auf Inv. 665 nahezu überein;6 auf dem signierten Gemälde der Sammlung De Stuers, Den Haag, erscheinen sie leicht abgewandelt.7 Als einziges ist die Taufe des Kämmerers in Hamburg nicht auf Kupfer, sondern auf Eichenholz gemalt. Die Altersbestimmung des Holzes legt eine Datierung nach 1602 nahe. Nach Krämer entstanden die vier Gemälde nach Schoubroecks Übersiedlung in Frankenthal.8

Thomas Ketelsen 2001

1 M. Krämer, Der Brand von Troja und der Brand von Rom. Sieben Versionen von Pieter Schoubroeck, in: Kunst, Kommerz, Glaubenskämpfe. Frankenthal um 1600, hrsg. v. E. J. Hürkey, Ausst. Kat. Erkenbert-Museum, Frankenthal, 1995, S. 97 f.
2 Briefl. Mitt. der Galerie De Boer vom 10. 11. 1994.
3 Zur Geschichte s. Inv. 194, Adriaen van de Venne.
4 Vgl. Krämer 1995 (wie Anm. 1), S. 97-102.
5 Kupfer, 21,3 x 28,1 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Inv. 2033; Katalog Berlin 1996, S. 111, Abb. 1057. Das Gemälde gelangte als Geschenk der Galerie De Boer, Amsterdam, 1928 in die Gemäldegalerie.
6 Kupfer, 32 x 51,5 cm, Saarland-Museum, Saarbrücken; Die Frankenthaler Maler, bearb. v. Berthold Roland, Ausst. Kat. Städtisches Reiss-Museum, Mannheim, Staatliches Gymnasium Frankenthal 1962, S. 23, Kat. 18, Abb. 14.
7 Kupfer, 28 x 44 cm, Slg. Victor de Stuers, Den Haag;
E. Plietzsch, Die Frankenthaler Maler, Leipzig 1910, S. 93,
Nr. 9, Taf. VIII. Die bei Plietzsch überlieferte Datierung 1606
ist nach Krämer nicht vorhanden.
8 Mündl. Mitt. v. Margarethe Krämer, Augsburg, 30. 11. 1994.

Ausst.: Deutsche Landschaften und Städte in der niederländischen Kunst des 16. bis 18. Jahrhunderts, Kaiser Wilhelm Museum Krefeld 1938, S. 37, Nr. 139; Böhmen liegt am Meer. Zur Erfindung der Landschaft um 1600, Hamburger Kunsthalle 1999, S. 61, Nr. 47.
Lit.: Gustav Pauli, Die Kunsthalle zu Hamburg 1927. Jahresbericht der Verwaltung, Hamburg 1928, S. 6, Abb. S. 24; Katalog 1930, S. 145; Katalog 1956, S. 138 f.; Katalog 1966, S. 144; Meisterwerke 1969, Abb. 58.

Details zu diesem Werk

Eichenholz 33.5cm x 53.8cm (Bild) 54cm x 75.5cm (Rahmen) Erworben 1927 Inv. Nr.: HK-665 Sammlung: Alte Meister Bildnachweis: Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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