Bernardo Bellotto, gen. Canaletto

Idealvedute mit Palasttreppe, 1762

Bellotto, der sich nach seinem Onkel und Lehrmeister Canaletto nannte, begann bereits mit 16 Jahren als Vedutenmaler zu arbeiten. 1747 verließ er Venedig und fand an den Höfen von Dresden, Wien, München und Warschau neue Wirkungsorte. Ihn faszinierte das Wechselspiel von dokumentarischer Präzision und künstlerischer Freiheit, die er in seinen Capricci auslebte. So inszenierte er die prächtige Palastarchitektur wie eine Theaterkulisse. Eine breite, lichtdurchflutete Treppe führt zu einer von Säulen begrenzten Terrasse, über der sich eine Empore mit üppigem Skulpturenprogramm erhebt. Die beiden Seitenflügel des Gebäudes sind angeschnitten, Kolonnaden weisen aus dem Bild hinaus. Wie auf einer Bühne sind die Staffagefiguren angeordnet, die aus allen Gesellschaftsschichten stammen: ein auf seiner Schubkarre ausruhender Arbeiter, zwei ins Gespräch vertiefte Edelmänner und Heiducken, eine Mutter mit Kind, dazwischen ein Hund. Das Bildpersonal verdeutlicht somit nicht nur die Größenverhältnisse im Bild, sondern wird zum – austauschbaren – soziologischen Indikator des Ortes.

Sandra Pisot

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 76cm x 110cm (Bild) 94cm x 127cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1925 Inv. Nr.: HK-645 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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