In einem steinernen Bogen, der den Blick in sein Atelier freigibt, zeigt sich der Künstler im Hausrock und hält Malutensilien wie Palette, Pinsel und Malstock vor sich. Hinter ihm, den Arm auf seiner Schulter, steht seine Frau Catharina Elsabe, geb. Peterßen (gest. um 1770/80). Auf der Brüstung liegen Farbkästchen, Brille und Lineale, links präsentiert Waerdigh eine gemalte Vorderansicht seines Plöner Wohnhauses.1

Die Komposition des kleinformatigen Fensterbildes ist abhängig von den Selbstportraits Gerrit Dous und seiner bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts tätigen Nachfolger in Leiden. Die sogenannten fijnschilders erfreuten sich großer Beliebtheit in Norddeutschland und waren in den Hamburger Sammlungen, etwa jenen von Jacob de le Boe Sylvius und Barthold Hinrich Brockes, überaus gut vertreten.2 Mindestens ein Selbstbildnis Dous, wie Inv. 599 ein Fensterbild, ist von Waerdigh kopiert worden.3 Ein konventionelleres Selbstportrait des Künstlers besitzt das Museum für Hamburgische Geschichte.4

G. W.

1 Zur Identifizierung der Fassade siehe Galette 1982, S. 64f.
2 Siehe T. Ketelsen, Barthold Heinrich Brockes „irdisches Vergnügen“ in Gemälden und Zeichnungen, in: Das achtzehnte Jahrhundert 21, 1997, S. 159, 161.
3 „G. Dou sitzt am Fenster, [...] hält Pinsel und Palette in der Hand, Kopie von D. G. Waerdigh nach Dou“, Lw., ca. 27,5 x 21,5 cm, Verst. Hamburg (Reimarus), 21. 10. 1791, Nr. 14.
4 Lw., 68,5 x 54,2 cm, um 1740, Museum für Hamburgische Geschichte, Inv. 1909/269; siehe Jaacks 1992, S. 209, Abb

LIT.: Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1907, Hamburg 1908, S. 10; Katalog 1918, S. 184; Katalog 1921, S. 190; Katalog 1930, S. 180; Katalog 1956, S. 167; Katalog 1966, S. 174; Alfons Galette, Zur Geschichte der „Alten Apotheke“ in Plön. Siebter Teil. Der Waerdig’sche Hof, in: Jahrbuch für Heimatkunde im Kreis Plön 11, 1982, S. 64-67, Abb. 11, 12 (Detail).

Details zu diesem Werk

• Beschriftung

  Beschriftung: Bez. auf dem Messingkästchen rechts "D. G. Waerdigh / 1768"

• Provenienz

  Erworben 1907 von Julius Borcherdt, Hamburg

• Bibliographie

  Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1907, 1911, S. 10, Abb.-Nr.

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, Herausgeber: Carl Georg Heise, 1966, S. 174, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, 1921, S. 190, Abb.-Nr.

  Katalog der Alten Meister der Hamburger Kunsthalle, 1956, S. 167, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, Gustav Pauli, 1918, S. 184, Abb.-Nr.

  Kunsthalle zu Hamburg. Katalog der Alten Meister, 1930, S. 180, Abb.-Nr.

  Zur Geschichte der „Alten Apotheke“ in Plön. Siebter Teil. Der Waerdig’sche Hof, Alfons Galette, 1982, S. 64-67, Abb. S. 11, 12 (Detail), Abb.-Nr.

  Die deutschen, englischen, französischen, italienischen und spanischen Gemälde 1350-1800 (Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, Bd. 1), Martina Sitt; Herausgeber: Uwe M. Schneede und Martina Sitt, 2007, S. 364, Abb., Abb.-Nr.

  Atelier + Küche; Marta Herford, 2012, Abb. S. S. 45, Abb.-Nr.