Johann Heinrich Wilhelm Tischbein

Selbstbildnis

Der kaum zwanzigjährige Künstler ist im Brustbildnis nach rechts dargestellt, er trägt einen roten, goldbesetzten Rock mit blauem Innenfutter, ein weißes Jabot und gepuderte Haare mit Zopf und schwarzer Schleife. Nichts deutet auf den Beruf des Malers.
Bereits Sörrensen brachte das Selbstportrait mit dem in Tischbeins Autobiographie geschilderten Rat an den jungen Maler in Zusammenhang, »sich nach der Mode, schön und geschmackvoll« zu kleiden.2 In der Folge ließ sich Tischbein während seines Aufenthalts in Bremen 1771 einen roten Rock schneidern, der gut mit dem im Gemälde gezeigten identisch sein könnte. Der Ratschlag zielte auf die Perfektionierung von Tischbeins Habit wie auch seiner Umgangsformen, die der »Wichtigkeit und Würde eines Portraitmalers« entsprechen sollten.3
Die sich aus der Autobiographie ergebende Einordnung in Tischbeins mehrmonatigen Bremer Aufenthalt im Jahr 1771 oder kurz darauf hat zuletzt Mildenberger bestätigt.4 Es dürfte sich um das früheste bekannte Portrait von der Hand Tischbeins handeln. Mit Inv. 564 besitzt die Kunsthalle ein zweites, rund vierzig Jahre später entstandenes Selbstbildnis Tischbeins. G. W.

1 Drei Jahre später scheint Inv. 598 (wie auch Inv. 564) als »Vermächtnis von Fräulein Rothe« ein zweites Mal als Neuerwerbung vorgestellt worden zu sein (vgl. Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1904, Hamburg 1905, S. 28; ebenso Ausst.-Kat. Hamburg 1904, S. 41 f., Nr. 4); die Gründe waren nicht zu ermitteln.
2 Vgl. Sörrensen 1910, S. 4; J. H. W. Tischbein, Aus meinem Leben, 2 Bde., hrsg. v. C. Schiller, Braunschweig 1861, Bd. 1,
S. 88.
3 Ebd.
4 Siehe Ausst.-Kat. Oldenburg 1986, S. 240, Nr. 219.

Details zu diesem Werk

Leinwand x (Rahmen) Inv. Nr.: HK-598 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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