Johann Heinrich Wilhelm Tischbein

Cornelia Wilhelmine Amsinck als Kind, um 1805

Cornelia Wilhelmine Amsinck als Kind, spätere Frau Bürgermeister Dammert (1800-1861)

Die Familie Amsinck gehörte bereits seit dem Ende des 16. Jahrhunderts zu den angesehensten Familien in Hamburg und prägte nachhaltig das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben der Hansestadt. 1576 war Willem Amsinck aufgrund seiner protestantischen Glaubensgesinnung aus dem von den katholischen Spaniern besetzten Holland nach Hamburg geflohen. Als Tuchhändler erwarb er sich dort relativ rasch Wohlstand und großes Ansehen, wovon die Nachfahren einerseits profitierten und in der Folgezeit die florierenden Familiengeschäfte weiter ausbauten. So heiratete der 1802 zum Hamburger Bürgermeister gewählte Wilhelm Amsinck (1752–1831) im Jahr 1785 Elisabeth Schuback, deren Vater ein erfolgreiches Handelshaus gegründet hatte, und stellte somit die wirtschaftlichen Weichen für die Zukunft des bald internationalen Handel treibenden Unternehmens.
Tischbeins um 1805 in Hamburg entstandenes Porträt zeigt Cornelia Wilhelmine Amsinck (1800–1861), eine Nichte Wilhelm Amsincks und spätere Ehefrau des Hamburger Bürgermeisters Johann Ludwig Dammert, als Kind im Alter von vier bis fünf Jahren. Sie trägt ein schlichtes, weißes Chemisenkleid aus zartem Stoff mit kurzen Ärmeln, das der aktuellen Mode à la grecque folgend mit einem Band unter der Brust gerafft ist. Seit 1795 hatte sich dieser am griechischen Ideal orientierte Stil von Paris aus verbreitet. Nach antikisierendem Vorbild ist das Haar des Kindes dazu passend kurz und lockig, à la Titus, frisiert. Das Mädchen hält eine Puppe mit ähnlichem Kleid in den Händen, scheint jedoch nicht ins kindliche Spiel versunken zu sein. Sein Blick verliert sich in der Ferne, es wirkt ernst und in sich gekehrt und dadurch älter als es tatsächlich ist.
Als Tischbein 1801 nach langen Wanderjahren in Hamburg ankam, war seine künstlerische Entwicklung stark von den häufig wechselnden Aufenthaltsorten beeinflusst worden. Zu den Höhepunkten seiner Hamburger Zeit gehörte zweifellos die Bekanntschaft mit Philipp Otto Runge, auch wenn sein Bemühen um Zusammenarbeit durch den Tod Runges im Jahr 1810 nicht von Erfolg gekrönt war. Bis 1808 blieb Tischbein in der Hansestadt, arbeitete überwiegend als Porträtist, ehe er schließlich fast 60-jährig mit seiner Familie nach Eutin zog, wo er bis zu seinem Tod 1829 ansässig war. Dort hatte ihn Peter Friedrich, Herzog von Oldenburg, der ihn bereits 1801 in Hamburg besucht und 1804 Tischbeins Gemäldesammlung als Grundstock einer eigenen Galerie erworben hatte, zu seinem Hofmaler und Galerieinspektor ernannt.

Sandra Pisot

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 54cm x 46.5cm (Bild) 62.5cm x 55.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben 1913 Inv. Nr.: HK-582 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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