Anita Rée
Selbstbildnis auf Pantelleria, 1924/25
Zeit ihres Lebens erforschte Anita Rée malend und zeichnend das eigene Ich und ergründete dabei das Potenzial von Farbe, Form und Komposition, um ihrer Persönlichkeit und Gefühlswelt Ausdruck zu geben. In dem Gemälde "Selbstbildnis auf Pantelleria" setzt die Künstlerin ihr Bildnis als Schulterstück vor die hügelige Landschaft und die mit flachen Kuppeldächern bedeckten Häuser der Insel, und thematisiert die Frage nach ihrer Herkunft und Identität: Als gebürtige Hamburgerin mit südamerikanischen Wurzeln und einem exotisch erscheinenden Äußeren fühlte sie sich mehr ihrer vorübergehenden Wahlheimat Italien verbunden als der norddeutschen Hansestadt. Im Gemälde wird dieses Gefühl in der Angleichung von Körper- und Landschaftsformen, im Zusammenspiel des betont dunklen Inkarnats mit den Brauntönen der Erde und Gebäude sowie in der Verschmelzung von ursprünglicher Nacktheit und Natur greifbar. Darüber hinaus bezieht sich die Malerin mit der zur Wange geführten Hand und der geneigten Kopfhaltung auf den antiken Gestus der Melancholie. In dieser körperlichen Versunkenheit lässt Anita Rée Italien zum Ort ihrer persönlichen Sehnsucht nach Harmonie und Heimat werden.
Sophia Colditz