Otto Rodewald

Porträt Gerda Margarethe Rück, 1929

Im Jahr 1929 gab das Hamburger Kaufmannsehepaar Rück bei Otto Rodewald ein Porträt ihrer Tochter Gerda in Auftrag. Das im neusachlichen Stil gemalte Bild wirkt durch spannungsvolle Gegensätze: Ein lächelnder Spielzeugelefant lässt das 14-jährige Mädchen kindlich erscheinen, während der forschende Blick den Geist einer jungen Frau verrät. Scheint das Kleid noch zu groß für den heranwachsenden Körper, verweisen die geäderten Hände mit Spitzentuch auf eine reife Dame. Nimmt das dezente Grauweiß der Kleidung die Figur optisch zurück, hebt das flammendrote Haar vor grünblauem Hintergrund sie kontrastreich hervor.

Der im niedersächsischen Schöningen geborene Maler Otto Rodewald hatte von 1909 bis 1914 bei dem Jugendstilkünstler Carl Otto Czeschka an der Landeskunstschule in Hamburg studiert. Nach seinem Kriegsdienst, der lebenslange gesundheitliche Folgen hatte, bezog Rodewald ein Atelier in der Sierichstraße. An den Ausstellungen der Hamburgischen Sezession nahm er zunächst als Gast teil, bevor er sich 1928 zur Mitgliedschaft entschied.

Rodewald reiste viel, vornehmlich durch Europa und den Nahen Osten; von 1929 bis 1931 lebte er in dem tunesischen Künstlerdorf Sidi Bou Saïd. Wie ehemals als Kind vom heimischen Wald ließ er sich nun von der fremden Flora und Fauna inspirieren. Der dargestellte Elefant entsprach nicht nur Rodewalds Begeisterung fürs Exotische: Das Motiv verstärkt das Geheimnis dieses widersprüchlichen Porträts und rückt es in die Nähe von Franz Radziwills oder Anita Rées magisch-realistischen Werken.

Karin Schick

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 64cm x 45.5cm (Bild) 75.5cm x 57cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung, 2018 Inv. Nr.: HK-5764 Sammlung: Klassische Moderne © Privat / © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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