Anita Rée

Selbstbildnis in Hittfeld, 1904

Mit prüfendem Blick, zusammengezogenen Brauen und verschattetem Gesicht schaut Anita Rée unverwandt ihr Gegenüber an – und damit auch sich selbst beim Malakt im Spiegel. Der Ausdruck spricht von der Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit der knapp zwanzigjährigen Hamburger Malerin, die ab 1904 privaten Unterricht bei Arthur Siebelist nahm. Siebelist lehrte im Sommer Pleinair-Malerei in Hittfeld sowie im Winter in seinem Hamburger Stadtatelier. Über den Lehrer traf Rée auf weitere Schüler, darunter Friedrich Ahlers-Hestermann, Franz Nölken und Paul Henle, mit denen sie eng verbunden blieb.
In Rées Selbstbildnis von 1904, das als ihr erstes Ölgemälde gilt, wird die impressionistische Lehre Siebelists erkennbar: Durch das Spiel von Licht und Schatten wird das Gesicht modelliert, die Ohrringe schimmern golden, rabenschwarz quillt das Haar unter dem roten Hut hervor. Der Farbauftrag ist pastos, die windbewegten Blätter des nahen Baumes als auch die bäuerliche Landschaft im Hintergrund wurden mit Tupfen und Strichen abstrahierend eingefangen. Um 1910 verließ Rée die Schule von Siebelist, um sich an moderneren Kunstauffassungen zu orientieren. Spätere Selbstbildnisse belegen ihre intensive Beschäftigung mit dem Eigenwert von Form und Farbe, die sich in diesem frühen Bild bereits andeutet.

Inga Dreesen

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand, auf Sperrholz aufgezogen 41cm x 46cm (Bild) Hamburger Kunsthalle, erworben mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung, 2015 Inv. Nr.: HK-5738 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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