Anita Rée

Weiße Nussbäume, 1922–1925

Anita Rée verbrachte die Jahre von 1922 bis 1925 in Positano an der italienischen Amalfiküste. Unter südlicher Sonne entwickelte sie ihre Bildsprache weiter – inspiriert von den Werken der italienischen Renaissance und der besonderen Atmosphäre des kleinen Küstenortes. Das Gemälde »Weiße Nussbäume« galt Rée als Essenz ihres Italienaufenthalts. Umso enttäuschter war sie, als ihr Künstlerkollege Friedrich Ahlers-Hestermann es ablehnte, das Bild 1926 in der Ausstellung »Hamburger Kunst« zu zeigen.

Dabei ist die hohe Qualität wie auch das innovative Potenzial von »Weiße Nussbäume« offenkundig. Fahles Geäst durchzieht das Bild; in kubischen Formen angelegte Gebäude zeigen Spuren von menschlicher Präsenz, aber es ist kein Lebewesen im Bild zu sehen. Stattdessen zeigt sich die mangelnde Funktionalität des Dargestellten: Treppen führen nirgendwohin, architektonische Strukturen sind als Räume kaum nachvollziehbar. Es ist eine rätselhafte, nicht beherrschbare Welt, die sich der Alltagslogik widersetzt.

Anita Rée hatte sich nicht nur mit der Frührenaissance, sondern auch mit zeitgenössischen Stilen wie der Neuen Sachlichkeit, dem Magischen Realismus, der Pittura metafisica und dem Surrealismus auseinandergesetzt, war letztlich aber zu einem ganz eigenen Ergebnis gelangt. Die Verbindung von Zeit- und Ortlosigkeit, entrückter Stille, verweigerter Erzählung und latent unheimlicher Stimmung ist ein genuiner Beitrag der Malerin zu der Kunst ihrer Zeit.

Gabriele Himmelmann

Details zu diesem Werk

Öl auf Leinwand 71.2cm x 80.3cm (Bild) cm x cm (Rahmen) 84.5cm x 93.5cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, erworben mit Mitteln der Campe’schen Historischen Kunststiftung, 2013 Inv. Nr.: HK-5727 Sammlung: Klassische Moderne © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

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