Johann Heinrich Tischbein d. Ä.

Auferstehung Christi, 1763

Das Bild erscheint zweigeteilt. Der Betrachter erblickt über den verschatteten Vordergrund hinweg rechter Hand einen über mehrere Stufen zu erreichenden Felsblock, von dem der auferstandene Christus sich soeben erhoben hat und in strahlender Siegerhaltung, den linken Arm zum Himmel erhoben, aus dem Bild herausblickt. Er ist umgeben von einer gleißenden Lichtaureole, die zart in einzelne Strahlen ausläuft. Hinter ihm sind schwarz-weiß gekleidete Frauen zu erkennen. Im Vordergrund rechts schützen sich die Wächter vor dem Licht. Im Vordergrund links wenden sich zwei Wächter dem Licht zu, sind von ihm geblendet und versuchen etwas zu erkennen. Die Figuren sind fast in manieristischer Torsion verdreht, die Arme übernatürlich abgespreizt. Im linken Hintergrund öffnet sich das Bild von der Grotte in die Landschaft hinaus. Dort sind am linken Bildrand der Hügel Golgatha mit zwei Kreuzen zu erkennen sowie in der weiteren Ferne Menschen, die von dort wegeilen. Die wird von einer Stadtvedute abgeschlossen. Rechts davor erhebt sich eine Palme, die in ihrem fiederigen Blattwerk fast wie ein formales Echo der Lichtstrahlen im rechten Bildteil erscheint. Das Hochformat ist beidseitig von Felsformationen eingerahmt. Es erscheint in seinem Bildaufbau extrem schulmäßig gestaltet und weder in der Erzähllogik noch in der Bewegungsrichtung der Figuren stringent durchdacht.
Gaedechens bezeichnete das Bild 1853 als »kleine Copie von J. C. Tischbeins eigener Hand« nach dem ehemaligen Altarbild der Michaeliskirche in Hamburg, das 1906 verbrannte.1 Diesem Gemälde verdanke Tischbein »einen großen Theil der Gründung seines Ruhmes«; es liegt jetzt noch in einer Radierung – »von ihm selbst in Kupfer radiert« – vor.2 Inv. 563 wurde auch als Ölskizze zum ausgeführten Bild bezeichnet.3 Dagegen spricht die kleinteilige Ausführung von Inv. 563. Auch gibt es im Vergleich mit der Radierung nach dem Bild der Michaeliskirche zahlreiche Abweichungen im Detail; insbesondere die Fauna in der Bildmitte ist eine ganz andere. Der Erwerbungsbericht führte Inv. 563 ursprünglich als Werk J. W. H. Tischbeins. Die Forschung zu Tischbein hat jedoch bislang nicht klären können, in welchem Verhältnis die beiden Arbeiten zueinander stehen. M. S.

1 Lw., 740 x 461 cm; J. F. Engelschall, J. H. Tischbein […] als Mensch und Künstler, Nürnberg 1797, S. 94, Nr. 7.
2 Radierung, 44,7 x 30,5 cm, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv. 14846; Abb. in: Faulwasser 1901, o. S., Taf. 9.
3 Vgl. Faulwasser 1901, S. 122 f.; hier Inv. 563 als Ölskizze dazu.

Details zu diesem Werk

Leinwand 74cm x 48.6cm (Bild) Inv. Nr.: HK-563 Sammlung: Alte Meister © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

Wir sind bestrebt, die Art und Weise zu hinterfragen, wie wir über Kunst und unsere Sammlung sprechen und diese präsentieren. Daher freuen wir uns über Ihre Anregungen und Hinweise.

Feedback